: Wo bleibt die Opposition?
■ betr.: „Netanjahu legt Frieden aufs Eis“, taz vom 24. 3. 97
Ich kann Uri Avnery verstehen bei der Suche nach der israelischen Opposition zu Netanjahu, nicht aber den deutschen Medientenor, den auch Avnery vertritt: die Kausalität von Har Homa und den neuesten Terroranschlägen. Das war vorhersehbar, und die Israelis sind letztlich selbst schuld?
Hat Uri Avnery vergessen, wie betroffen die Welt und die deutschen Medien reagierten auf die Hamas-Terrorwelle kurz vor der Abwahl von Peres? Peres war international sehr beliebt. Aber kann bei Terror das Medienecho so unterschiedlich sein: heute irgendwie Verständnis, damals tiefe Betroffenheit? Die Hamas bombt gegen das „zionistische Gebilde“, egal, wer in Jerusalem regiert. Hauptsache: tote Isrelis.
Der Zeitpunkt kann immer passend sein, das hat nicht so viel mit der Unterstützung der palästinensischen Bevölkerung zu tun, wie gesehen. Nur hängt die Verurteilung dieses Terrors nicht von abwählbaren Regierungen in Jerusalem ab, alles andere wäre heuchlerisch. Dann können sich die deutschen Medien ihre Betroffenheit künftig sparen! Aber folgt man dem Israeli Avnery, gibt es so schnell keinen Wechsel in Israel. Wo nur bleibt die Opposition? Marc Polednik, Berlin
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