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Wo bleibt die Liebe der Raver?

betr.: Berichterstattung zur Love Parade, taz vom 10. 7. 00

Love Parade! Welch weiterer Wahnsinn in unserer Spaß- und Ereignisgesellschaft.

Ich bin nicht gegen das Feiern, denn das Leben ist hart, gefühllos und virtuell geworden. Doch wenn fast eineinhalb Millionen Menschen an einem Tag mehr Verpackungsmüll hinterlassen und mit An- und Abfahrt mehr Energie verbrauchen als der Staat Bangladesch in einem Monat, dann hört meine Liebe zum Homo Festivalis auf. In diesem hinterindischen Land leben 130 Millionen Menschen, und es gibt 38.000 Personenkraftwagen; Durchschnittsprokopfeinkommen 1994 zirka 480 Mark. Hundert Millionen der dortigen Menschen haben aber noch keine 100 Mark pro Jahr, und ihre Zukunft ist durch unsere Konsumbegehrlichkeiten, Autofahren und Flugreise hochgradig gefährdet, denn die Südhälfte des Landes liegt nur mehrere Zentimenter über dem Meeresspiegel des Indischen Ozeans. Der Meeresspiegel steigt unaufhörlich durch unsere Kohlendioxidproduktion. Wo bleibt die Liebe der so genannten Raver zu Mutter Erde? Es gibt im gesamten Weltall nur ein belebtes Raumschiff. Das ist „unser“ blauer Planet.

RÜDIGER HEGNER, Biogeograf, Sindorf

Getreu dem Motto „Back to the roots“ hat der gemeine Love-Parade-Teilnehmer nicht nur 255 Mark hier gelassen, sondern unter Verzicht auf Toilettenbenutzung auch jede Menge Kot, Urin und andere Ausscheidungsprodukte, insbesondere in und an den Wohnhäusern am Tiergarten. Und so rufen wir dann gemeinsam mit Senat, Abgeordnetenhaus und anderen Berlintourismusförderern schon mal die Parole fürs nächste Jahr aus: Völker der Welt, scheißt auf diese Stadt! HELMI SAWORSKI, Berlin

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