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Fischers FritzeWittling & Scholle in Gefahr

Erbärmliche Entwicklung

Nur ein absoluter Fangstopp für die meisten Fischarten in der Nordsee kann nach Ansicht des Bremerhavener Meeresbiologen Hein von Westernhagen den Bestand noch retten. „Insbesondere für Speisefische wie Kabeljau, Schellfisch, Wittling und Scholle sieht es durch die Überfischung schlecht aus“, meint der stellvertretende Direktor des Alfred-Wegener-Institutes (AWI).

Jahrelang beschäftigte sich von Westernhagen an der jetzt zum AWI gehörenden Biologischen Anstalt Helgoland (BAH) mit der Entwicklung der Fischbestände in der Nordsee. „Das ist ziemlich erbärmlich“, lautet sein Urteil über die aktuelle Situation. Nicht nur, dass die Gesamtmenge der Speisefische abgenommen hat: „Kabeljau wird normalerweise bis zu 25 Jahre alt. Jetzt haben wir nur maximal sieben bis acht Jahre alte Fische.“

Wenn die Fischerei nicht drastisch eingeschränkt wird, sieht von Westernhagen schwer wiegende Folgen: „Weil wir keine alten Fische mehr haben, wird die Reproduktionsfähigkeit immer schlechter.“ Den direkten Zusammenhang zur Fischerei erkennt von Westernhagen an einer anderen Entwicklung. „Kleinere Fischsorten, die nicht gefangen werden, nehmen deutlich mehr zu.“ Eine zweijährige Fangpause könne schon reichen, damit sich die Bestände regenerieren.

Allerdings räumt der Meeresbiologe ein, dass neben dem Menschen auch andere Faktoren Einfluss auf den Fischbestand haben. „Der Kabeljau zieht sich wegen der zunehmenden Erwärmung der Nordsee immer weiter nach Norden zurück.“

Dafür rücken derzeit andere, in der Nordsee normalerweise nicht heimische Fischsorten nach. „Inzwischen finden wir sogar gestreifte Meerbarben, die eigentlich im Mittelmeer heimisch sind.“ Den Zustand der Nordsee bezeichnet der Fachmann als gut. „In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Verschmutzungssituation deutlich verbessert.“

Dennoch gebe es keinen Grund, sich zurückzulehnen. Immer häufiger beobachteten die Bremerhavener Wissenschaftler, dass von der Industrie neu entwickelte Chemikalien in die Nordsee gelangen. „Diese Stoffe lösen sich aber so schnell auf, dass wir sie zum Teil nicht oder nur schwer nachweisen können.“ dpa

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