piwik no script img

Archiv-Artikel

„Wirtschaftskraft bündeln“

DISKUSSION Friedrich-Naumann-Stiftung lädt ein zum Podium über das Prinzip Genossenschaft

Von TSC
Arne Feddersen

■ 42, ist Programmreferent und Leiter des Hamburger Büros der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.

taz: Herr Feddersen, „Erfolgsmodell Genossenschaften – Wege in die nachhaltige Wirtschaft“ – das klingt eher nach einer Veranstaltung der Grünen.

Arne Feddersen: Das mag sein – weil das Thema Genossenschaften oftmals nur mit der Person Ferdinand Lasalle in Verbindung gebracht wird. Es gibt aber zwei Gründerväter: Lasalle auf der einen und Hermann Schulze-Delitzsch auf der anderen Seite.

Inwiefern?

Mit Lasalle kenne ich mich nicht so gut aus, er war, soweit ich weiß, im Bereich der Wohnungsbaugenossenschaften aktiv.

Und Schultze-Delitzsch?

Hermann Schultze-Delitzsch hat in seiner Tätigkeit als Richter gesehen, wie die kleinen Handwerker im Rahmen der Industrialisierung sehr große Schwierigkeiten hatten, mit den entstehenden Fabriken und Großfirmen Schritt zu halten. Die erste Genossenschaft, die er gegründet hat, war eine Schuhmacher-Genossenschaft, er hat die Idee der Genossenschaften verbreitet. Schultze-Delitzsch war auch Reichstagsabgeordneter für die Fortschrittspartei, einem der Vorläufer der Liberalen.

Wenn ich heute ein Unternehmen gründen wollen würde – warum als Genossenschaft?

Genossenschaften bündeln die Wirtschaftskraft von vielen Einzelnen. Darüber hinaus bedeuten Genossenschaften ein nachhaltigeres Wirtschaften, denn wenn jeder einen Genossenschaftsanteil hat, gibt es ein verstärktes Interesse daran, sorgsam mit dem Unternehmen umzugehen. Außerdem gibt es bei Genossenschaften größere Kontrollmöglichkeiten. Genossenschaften haben sich gegründet, um in Eigenverantwortung und mit Eigeninitiative erfolgreich am Markt teilhaben zu können.

Warum sind Genossenschaften für Sie ein Erfolgsmodell?

Alle genossenschaftlich organisierten Banken haben etwa bei der letzten Bankenkrise keine Staatsgelder in Anspruch nehmen müssen. Ganz einfach, weil sie so gehaushaltet haben, dass sich keine jener Strukturen herauskristallisiert haben, die dann später dazu geführt haben, dass andere Banken gerettet werden mussten. Bei den genossenschaftlichen Banken gab es ein verhaltenes, aber stabiles Wachstum, das auch in Krisenzeiten weiterbestehen konnte.INTERVIEW: TSC

Podiumsdiskussion „Erfolgsmodell Genossenschaften – Wege in die nachhaltige Wirtschaft“: 19 Uhr, Carl von Ossietszky-Universität. Mit Vertretern von Energienetz Hamburg, Edeka sowie dem Deutschen Genossenschafts und Raiffeisenverband