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Windelweicher VorschlagVon der Leyen für mehr Vätermonate

Männer sollten mehr Zeit mit Babys verbringen, raten Experten für Familienpolitik. Ministerin von der Leyen will darum die Zahl der Vätermonate erhöhen - verrät aber keine Details.

Eine neue Mindestfrist für die Zeit mit dem Kind könnte Vätern den Rücken stärken, meint von der Leyen. Bild: dpa

Die Väter sollen in den ersten Monaten mehr Zeit beim Kind verbringen, finden Experten. Monatelang haben sie durchleuchtet, wie sich Familienpolitik in Deutschland effizienter gestalten ließe. Nun stellten sie einen ersten Bericht vor. Ihr Rat: Die Vätermonate beim Elterngeld sollen ausgeweitet werden.

Das "Kompetenzzentrum für familienbezogene Leistungen", das den Bericht verfasst hat, wurde von Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) ins Leben gerufen. Ihm gehören Forscher wie der Mikrosoziologe Hans Bertram und Michael Hüther, Leiter des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln, an. Das Gremium soll einen Missstand eindämmen: dass niemand weiß, ob das für Familienförderung ausgegebene Geld optimal genutzt wird. Im Jahr 2006 waren das 112 Milliarden Euro.

Die bisherige Regelung nimmt Väter nur mäßig in die Pflicht: Paare erhalten nur dann das volle Elterngeld, wenn der Vater mindestens 2 der 14 Monate nimmt. Zwar können Väter schon heute rechtlich gesehen genauso lange Elternzeit nehmen wie Mütter, laut von der Leyen fürchten aber viele, dafür von den Kollegen verspottet zu werden. Eine neue Mindestfrist könnte diesen Väter den Rücken stärken, hofft die Ministerin.

Auf welche Weise die Vätermonate verlängert werden sollen, will von der Leyen aber noch nicht so genau sagen. Sie wolle "die politische Debatte" abwarten, sagte sie - und das Thema erst in der nächsten Legislaturperiode angehen.

Möglich wäre es, die Zeit insgesamt zu verlängern, also 15 oder sogar 16 Monate lang Elterngeld zu zahlen. Die große Frage wäre dann, wie dies finanziert werden könnte - und ob es zu Lasten anderer Ziele wie etwa des Kitaausbaus ginge. Die andere Variante wäre, lediglich die Zahl der Monate, die Väter nehmen müssen, zu erhöhen - und im Gegenzug die Zeit zu vermindern, in der die Mutter Elterngeld beziehen kann. Das allerdings dürfte politisch kaum durchsetzbar sein. Denn dann stünden all die Familien, bei denen sich der Vater gar nicht an den Elternmonate beteiligt, schlechter da als bisher. Und das ist immerhin die breite Masse. Im letzten Quartal 2007 stammte nur jeder zehnte Antrag auf Elterngeld von einem Mann. Das ist zwar deutlich mehr als noch vor einem Jahr, von einer fairen Aufteilung der Familienpflichten aber sind Paare noch weit entfernt.

Eine Partei immerhin hat das Thema bereits für sich entdeckt. Die CSU - also gerade die Partei, die vor zwei Jahren energisch gegen die Vätermonate zu Felde zog - kann jetzt gar nicht genug von ihnen kriegen: Die CSU trete für eine Verlängerung der Vätermonate ein, indem die Bezugsdauer des Elterngeldes insgesamt verlängert werde, verkündete CSU-Familienpolitiker Johannes Singhammer. Kerstin Griese von der SPD begrüßt zwar eine Ausweitung der Vätermonate, lehnt aber eine Verlängerung der Elternmonate insgesamt ab. Sinnvoller sei es, die Zeit partnerschaftlicher aufzuteilen.

Neben den erweiterten Vätermonaten empfiehlt das Kompetenzzentrum auch ein gestaffeltes Kindergeld: Hat eine Familie mehrere Kinder, so soll mit jedem weiteren Kind das Kindergeld steigen. So hoffen Betram und Co., eine Entwicklung zu bremsen: dass in Deutschland, stärker als in anderen Industrieländern, die Zahl der Großfamilien sinkt.

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6 Kommentare

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  • MB
    Michael Baleanu

    Huch, wir haben also ein "Kompetenzzentrum für familienbezogene Leistungen". Da kann ja nichts mehr schiefgehen. Schade nur, dass die "Experten" nicht bei Herr Schmidt und allen anderen Vätern nachgefragt haben.

    Die "Experten" wollen also "die Zahl der Großfamilien" durch die erweiterte Vätermonate und gestaffeltes Kindergeld erhöhen. Die "Experten" haben es also bis heute nicht geschafft, mal bei den über 7 Millionen geschiedenen Ehepaare und da insbesondere bei den Vätern nachzufragen, warum sie sich mit dem Kinderkriegen so zurückhalten: weil man nämlich das Vertrauen darin, dass eine Ehe halten wird restlos verloren hat.

    Weil Mann im Scheidungsfalle wie im 19. Jh. nur als Ernährer, aber nicht als Vater, also als Mensch von der Scheidungsindustrie behandelt wird. Der Brosamen einiger Vätermonate mag nicht den Verlust im Falle einer Scheidung auffangen, sehr geehrte Kompetenzexperten!

  • FS
    Florian Schmidt

    Ich wäre als Vater sehr gerne den ganzen Tag bei meinem Sohn. Es ist auch weder der Spott der Kollegen noch irgendeine andere Angst der Grund warum ich arbeite und meine Frau zuhause auf den Kleinen aufpasst. Es ist das Geld.

    Das Einkommensgefälle zwischen mir und meiner Frau war zum Zeitpunkt der Geburt einfach zu groß, als das wir es uns hätten leisten können, dass ich in Elternzeit gehe. In einem Monat in dem ich Elterngeld beziehen würde wäre unser finanzielles Haushaltsergebnis, um es mal so zu nennen, negativ. Somit würde jeder Monat der zu einem "Partnermonat" wird für uns nichts weiter sein als eine Kürzung der Elternzeit.

  • MB
    Michael Baleanu

    Huch, wir haben also ein "Kompetenzzentrum für familienbezogene Leistungen". Da kann ja nichts mehr schiefgehen. Schade nur, dass die "Experten" nicht bei Herr Schmidt und allen anderen Vätern nachgefragt haben.

    Die "Experten" wollen also "die Zahl der Großfamilien" durch die erweiterte Vätermonate und gestaffeltes Kindergeld erhöhen. Die "Experten" haben es also bis heute nicht geschafft, mal bei den über 7 Millionen geschiedenen Ehepaare und da insbesondere bei den Vätern nachzufragen, warum sie sich mit dem Kinderkriegen so zurückhalten: weil man nämlich das Vertrauen darin, dass eine Ehe halten wird restlos verloren hat.

    Weil Mann im Scheidungsfalle wie im 19. Jh. nur als Ernährer, aber nicht als Vater, also als Mensch von der Scheidungsindustrie behandelt wird. Der Brosamen einiger Vätermonate mag nicht den Verlust im Falle einer Scheidung auffangen, sehr geehrte Kompetenzexperten!

  • FS
    Florian Schmidt

    Ich wäre als Vater sehr gerne den ganzen Tag bei meinem Sohn. Es ist auch weder der Spott der Kollegen noch irgendeine andere Angst der Grund warum ich arbeite und meine Frau zuhause auf den Kleinen aufpasst. Es ist das Geld.

    Das Einkommensgefälle zwischen mir und meiner Frau war zum Zeitpunkt der Geburt einfach zu groß, als das wir es uns hätten leisten können, dass ich in Elternzeit gehe. In einem Monat in dem ich Elterngeld beziehen würde wäre unser finanzielles Haushaltsergebnis, um es mal so zu nennen, negativ. Somit würde jeder Monat der zu einem "Partnermonat" wird für uns nichts weiter sein als eine Kürzung der Elternzeit.

  • MB
    Michael Baleanu

    Huch, wir haben also ein "Kompetenzzentrum für familienbezogene Leistungen". Da kann ja nichts mehr schiefgehen. Schade nur, dass die "Experten" nicht bei Herr Schmidt und allen anderen Vätern nachgefragt haben.

    Die "Experten" wollen also "die Zahl der Großfamilien" durch die erweiterte Vätermonate und gestaffeltes Kindergeld erhöhen. Die "Experten" haben es also bis heute nicht geschafft, mal bei den über 7 Millionen geschiedenen Ehepaare und da insbesondere bei den Vätern nachzufragen, warum sie sich mit dem Kinderkriegen so zurückhalten: weil man nämlich das Vertrauen darin, dass eine Ehe halten wird restlos verloren hat.

    Weil Mann im Scheidungsfalle wie im 19. Jh. nur als Ernährer, aber nicht als Vater, also als Mensch von der Scheidungsindustrie behandelt wird. Der Brosamen einiger Vätermonate mag nicht den Verlust im Falle einer Scheidung auffangen, sehr geehrte Kompetenzexperten!

  • FS
    Florian Schmidt

    Ich wäre als Vater sehr gerne den ganzen Tag bei meinem Sohn. Es ist auch weder der Spott der Kollegen noch irgendeine andere Angst der Grund warum ich arbeite und meine Frau zuhause auf den Kleinen aufpasst. Es ist das Geld.

    Das Einkommensgefälle zwischen mir und meiner Frau war zum Zeitpunkt der Geburt einfach zu groß, als das wir es uns hätten leisten können, dass ich in Elternzeit gehe. In einem Monat in dem ich Elterngeld beziehen würde wäre unser finanzielles Haushaltsergebnis, um es mal so zu nennen, negativ. Somit würde jeder Monat der zu einem "Partnermonat" wird für uns nichts weiter sein als eine Kürzung der Elternzeit.