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Wikileaks vorübergehend lahmgelegtKein Anschluss unter dieser Nummer

Nach Cyberattacken ist die Internetseite zeitweise nicht erreichbar. Der erste Infokrieg sei ausgebrochen, sagt Wikileak-Chef Julian Assange. Die Schweiz bietet virtuelles Asyl an.

Über die Schweiz waren die Wikileaks-Dokumente noch abrufbar. Bild: dapd

BERLIN taz | Kampfstimmung bei Wikileaks: "Der erste ernsthafte Infokrieg ist ausgebrochen. Das Schlachtfeld ist Wikileaks - und Ihr seid die Truppen", verbreitete Chef Julian Assange am Freitag über den Nachrichtendienst Twitter: "Die Wahrheit wird sich auch im Angesicht der totalen Vernichtung ihren Weg bahnen."

Grund für die martialischen Worte sind massive Angriffe auf die Internetseite www.wikileaks.org, durch die die Whistleblowing-Seite zum Verstummen gebracht werden soll. Am Freitag war die Website zeitweise nicht erreichbar.

Schuld war vor allem die US-Firma everydns.net, die die Internetadresse von Wikileaks verwaltet. "Nach den massiven Angriffen hat everydns.net die Domain Wikileaks.org gekillt", schrieb Assange am Freitag via Twitter. Er kündigte Alternativen an: Über die Schweizer Adresse www.wikileaks.ch bleibe die Seite online. Tatsächlich war Wikileaks mitsamt seiner geheimen Dokumente am Freitag weiterhin verfügbar.

DNS-Provider wie everydns.net verwalten Domainnamen im Internet und leiten Seitenaufrufe an die richtigen Computer weiter. Sie sind die Telefonbücher des Internets und übersetzen die Namen von Websites in Adressdaten. Wer "Wikileaks.org" in seinen Browser eintippt, der wird zurzeit auf die Internetadresse 213.251.145.96 weitergeleitet. Diese Ziffernfolge verweist nach Frankreich, ergaben taz-Recherchen.

Everydns.net hatte die Wikileaks-Seite in der Nacht zum Freitag vom Netz genommen, weil massive Cyberangriffe angeblich die Stabilität des gesamten Dienstes gefährden, der rund 500.000 Domains verwaltet. Bei den Angriffen handelt es sich um sogenannte Distributed Denial of Service Attacken (DDoS).

"Dabei werden zigtausende Computer, die mit einem speziellen Virus infiziert sind, gleichzeitig dazu gebracht, eine bestimmte Internetseite aufzurufen", sagte der Computerjournalist Jörg Schieb der taz. So können Computerkriminelle zahllose Computer in eine Art virtuelle Armee rekrutieren, die nach der Infektion mit dem Virus auf ihren Einsatzbefehl wartet. Im Frühjahr 2010 enttarnte das FBI ein solches so genanntes Bot-Netzwerk, zu dem 13 Millionen Computer in 190 Ländern gehörten. "Kriminelle Hacker bieten DDoS-Angriffe auf dem schwarzen Markt schon für wenige hundert Euro an", sagt Schieb.

Für Domainserver wie die von Everydns.net sind DDoS-Attacken normalerweise kein Problem, denn die DNS-Einträge von populären Websites wie Wikileaks werden weltweit von Providern in lokalen DNS-Verzeichnissen zwischengespeichert. Die meisten Wikileaks-Aufrufe werden daher nicht von Everydns.net vermittelt. "Es ist aber möglich, dass sich die Angriffe gezielt gegen den DNS-Server von Everydns.net richteten und dort die Server überlasteten", sagt Jörg Schieb.

Wikileaks habe konsequent reagiert, so der Computerexperte: "Sie haben die IP-Adresse des Domainverwalters geändert. Allerdings kann es bis zu 24 Stunden dauern, bis die Adressänderung weltweit alle DNS-Computer erreicht hat, die die Wikileaks-Zieladresse zwischenspeichern."

Mittelfristig können die Angreifer "dieses Katz-und-Maus-Spiel nicht gewinnen", sagt Schieb. "Es gibt Verfahren, mit denen sich DNS-Attacken erkennen und schnell bekämpfen lassen". Selbst wenn es den Angreifern gelänge, die Domain Wikileaks dauerhaft offline zu halten, wäre das wohl nur ein Pyrrhussieg. Denn die Geheimdokumente befinden sich bereits dutzendfach auf anderen Websites in Kopie. Eine Übersicht der sogenannten Mirrorseiten findet sich auf www.wikileaks.info.

Auch in der Netzgemeinde halten viele die Angriffe für wirkungslos, die aber viel Aufmerksamkeit auf Wikileaks lenken. "Schön zu sehen, wie alles online bleibt, was mal online war … Die Uhr ist nicht mehr zurückzudrehen", schreibt User Nomis auf netzpolitik.org.

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16 Kommentare

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  • AO
    an onym

    cablegate jetzt unter 46.59.1.2

  • DW
    Dieter Wüffel

    Lieber Tarik Ahmia, seit wann ist Julian Assange der Chef von Wikileaks? Er ist weder Chef noch Gründer...

     

    Mir kommt es so vor, als wenn die Mächtigen in dieser Angelegenheit nur ein Gesicht mit einem vermeintlich hohen Status brauchen, dem alles Mögliche angetextet werden kann, um Wikileaks in Mißkredit bringen zu können.

  • PL
    Peter Lustig

    Lahmgelegt??? Von wegen!!

     

    http://213.251.145.96/

     

    oder noch einfacher : Wikileaks.de

    oder noc, noch einfacher: Wikileaks

     

    oder, oder...

     

    Die freie Informationspolitik wird man (hoffentlich) nie lahmlegen können...

     

    ;-)

  • I
    Ich

    Es ist erschreckend wie sehr das alles an "1984" erinnert...

  • S
    SabWanda

    Sieg der Intelligenz!

    Schade nur, dass so viele Medienvertreter sich dem politisch Druck unterwerfen und dabei helfen Wikileaks in Misskredit zu bringen. Pressefreiheit? Sollte eingefordert werden!

  • A
    amnesix

    Es gibt mindestens 50 andere adressen für wikileaks : .ch, .de, .fi, .at, .eu, .dk, .nl, .pl, .lu, usw... plus direkte IP adressen, plus spontane "mirrors".

     

    Wikileaks ist in vollem Betrieb, Danke schön...

  • L
    leser

    Die Lösung könnte in einem Distributed DNS System liegen. Die Domainnamen würden dann nicht mehr zentral, sondern dezentral über Peer-to-Peer augelöst. Damit ist deren Auflösung unzensierbar. Peter Sunde (Pirate Bay) und andere arbeiten daran.

     

    http://p2pdns.baywords.com/2010/11/30/hello-world

     

    http://dot-p2p.org/index.php?title=Main_Page

  • R
    rajas

    "Der erste Infokrieg sei ausgebrochen..."

     

    ...hat nicht Julian Assange geschrieben, wie im Titel Eures Artikels steht, sondern John-Perry Barlow:

     

    http://tinyurl.com/39sz3ca

  • EI
    Erdogan Isik

    Als vor einigen Jahren die Islamisten gegen Muhammed-Karikaturen blutig protestierten und bedrohten, haben fast dieselben Politiker/Innen, die heute immer noch an der Macht sind, uns belehrten, dass "Meinungs- und Pressefreiheit ein höchste Gut" des Abendlandes sei. Nun sind die selben Politiker/Innen, die die Publikmachung ihr Stallmists mit allen Mitteln und Methoden verhindern möchten. Wasfür eine Heuchlerei, die da uns präsentiert wird? Warum diese Verfolgung? Wo ist hochgepriesene Leitkultur, die uns eigentlich Orientierung bitten sollte?

  • GL
    Gerhard Lange

    Wikileaks ist z. Zt. unter 213.251.145.96/ oder 46.59.1.2/ zu erreichen.

  • UM
    uli moll

    da haben wir Jahre um Datenschutz gekämpft - und ausgerechnet die Schweizer geben dem Asyl? Wahrscheinlich nur gegen das Versprechen, die Schweizer Bankdaten nicht zu "leaken" ...

  • NH
    Nona Hart

    Selten so einen dilettantischen Artikel gelesen und dazu noch schlecht recherchiert.

    Das Zitat am Anfang stammt nicht von Assange sondern von John Perry Barlow, dem Mitgründer der Internet-Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation.

  • ES
    erich schwarz

    Wer von seinen Feinden so gejagd wird,muss etwas sehr richtig gemacht haben.

  • J
    Jottka

    »Die Schweiz bietet virtuelles Asyl an.«

     

    Wow … mieser kann man es gar nicht formulieren, dass die Schweizer Piratenpartei – eigenmächtig? – einfach die .ch-Domain registriert und auf die passende IP-Adresse zeigen lässt.

    Diese eine Partei ist nicht „die Schweiz“.

  • K
    kakadu

    tja liebe taz, dann eröffnet doch mal einen online-chat mit herrn assange wie es gerade auch der guardian gestartet hat.

  • S
    scorius

    Liebe taz, bitte jetzt nicht alles Julian Assange in die Schuhe schieben.

     

    "So twitterte John Perry Barlow, einst Songtexter der Rockband Grateful Dead: "Der erste ernsthafte Info-War ist jetzt im Gange. Das Schlachtfeld ist WikiLeaks. Ihr seid die Truppen."

     

    So stehts auf stern.de.