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Wikileaks von Bank verklagtBankhaus zensiert Enthüllungs-Website

Ein Schweizer Geldinstitut hat in den USA "Wikileaks" verklagt. Nun ist die Site, die sich der Enthüllung geheimer Dokumente verschrieben hat, offline.

Nurnoch im Archiv zu sehen: wikileaks.org Bild: screenshot web.archive.org

Einer kontroversen Website, die regelmäßig Missstände in Organisationen anhand von vertraulichen Papieren von Insidern aufzeigt, wurde am Wochenende die Domain gesperrt. Das Angebot namens "Wikileaks" war daraufhin nicht mehr unter seiner Hauptadresse zu erreichen. Urheber der Sperre soll die Filiale eines Schweizer Bankhauses sein, das eine entsprechende Verfügung gegen den Provider von Wikileaks vor einem kalifornischen Gericht durchsetzte. Dieser schaltete daraufhin die Internet-Adresse ab.

Ziel von Wikileaks ist es laut den Betreibern, mit Hilfe von Veröffentlichungen sensibler Dokumente gegen "Unterdrückerregime in Asien, den früheren Sowjetstaaten, Schwarzafrika und im Nahen Osten" vorzugehen. Aber auch "unmoralisches Verhalten" in den Ländern des Westens wolle man anprangern. Dazu setzt die Seite auf die vom Onlinelexikon Wikipedia bekannte Software "Mediawiki", mit der das Einstellen von Dokumenten besonders einfach ist. Wikileaks wurde laut eigenen Angaben Anfang 2007 gestartet, um chinesischen Dissidenten zu helfen. In dem Angebot tauchten bislang unter anderem Papiere auf, die sich mit den US-Gefängnissen im Irak beschäftigten. Auch wurden Dokumente veröffentlicht, die Details des so genannten "Bayerntrojaners" enthielten, über den die bayerische Justiz offenbar verschlüsselte Internet-Telefonate mit dem Kommunikationsdienst Skype abhören will. Ebenfalls veröffentlicht wurden Geschäftsdetails der britischen Bank Northern Rock, die sich aufgrund der Immobilienkrise derzeit in einer Schieflage befindet.

Laut dem britischen Sender BBC sollen auf Wikileaks nun "mehrere Hundert" Dokumente über die Offshore-Aktivitäten des klagenden Schweizer Bankhauses lagern, die angeblich belegen sollen, dass das Institut in Geldwäscheaktivitäten und Steuerhinterziehung verwickelt ist. Die Informationen sollen demnach von einem ehemaligen Manager stammen, der für die Filiale des Instituts im Steuerparadies Kaiman- Inseln tätig war. Die Bank wollte den Vorfall aufgrund des noch laufenden Verfahrens gegenüber der BBC nicht kommentieren.

Wie der Sender weiter berichtet, sollen die veröffentlichten Dokumente mit einem von dem Wikileaks-Vorfall getrennten Rechtsstreit, der derzeit in der Schweiz läuft, in Verbindung stehen. Auch deshalb habe das Bankhaus die Herunternahme der Daten verfügen lassen. Laut einer E-Mail der Wikileaks-Macher an die Nachrichtenagentur AFP stört sich die Bank auch an mehreren auf der Website veröffentlichten Kommentaren zu den veröffentlichten Dokumenten, die aus einem Zeitraum von vor 2003 stammen sollen. Der kalifornische Richter, der die Abschaltung der Domain am Freitag verfügt hatte, sei den Vorgaben des Bankhauses "kritiklos gefolgt". Das Angebot werde aber weitermachen und die Publizierung von Informationen, die mit "anrüchigen Bankgeschäften" zu tun haben könnten, sogar ausbauen - "auch, weil Wikileaks in diesem Fall so stark unterdrückt werden sollte."

Interessant waren die Reaktionen der Internet-Gemeinde auf den Vorfall. Bei mehreren amerikanischen "Social News"-Websites, auf denen Links zu den aktuell interessantesten Nachrichten gesammelt werden, erschienen Meldungen zur Abschaltung der Wikileaks-Adresse plötzlich ganz oben. Außerdem wurden von den Usern Wege aufgezeigt, wie man unter Umgehung der Domain-Sperre weiterhin an das "Whistleblower"-Angebot gelangte. Wirklich offline soll Wikileaks deshalb laut BBC nie gewesen sein - stets waren mehrere Alternativserver verfügbar, auf die von außen zugegriffen werden konnte.

Die Nutzeraktion erinnert an ähnliche Online-Kampagnen, die sich gegen Angriffe auf die kontrovers diskutierte Dokumenten-Bibliothek "Cryptome" oder Scientology-kritische Websites wendeten. Auch Medienkonzerne durften bereits die Macht des sozialen Netzes kennenlernen: So wurde ein wenige Zeichen umfassender Verschlüsselungskey, mit dem sich hochauflösende Videoscheiben dekodieren (und damit letztlich auch kopieren) ließen, Hundertfach in nutzergenerierten News-Angeboten platziert. Die Website Digg nahm den Schlüssel zunächst herunter, nur um ihren Nutzern später doch zu erlauben, die Kampagne weiterzuführen. Einen ähnlichen Code für den technischen Vorgänger DVD ("CSS") druckten Hacker sogar auf T-Shirts und vertonten ihn in Form von Songs.

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