: Wiedersehen mit Freunden
Volleyball Viele deutsche Nationalspieler kennen sich aus Jugendtagen. Im Förderverein VC Olympia Berlin haben sie sich einst mit Bundesligisten gemessen
Bundestrainer Raúl Lozano
Wenn heute und morgen (jeweils 19.30 Uhr, Max-Schmeling-Halle) die deutschen Volleyballer in Berlin in der Worldleague gegen Russland antreten, ist das für die Hälfte des Kaders ein kleiner Trip in die Vergangenheit. Denn 8 der 14 Akteure haben in ihren Vereinskarrieren schon in Berlin gespielt. Nicht für den großen SCC, sondern beim VC Olympia Berlin – einer im deutschen Vereinssport wohl einmaligen Einrichtung.
Seit 1993 werden die Junioren-Nationalmannschaften der Frauen und Männer zum VC Olympia zusammengezogen. Als Mannschaft bilden sie ein Bundesligateam, das außer Konkurrenz am Ligabetrieb teilnimmt. Im Fußball undenkbar, in der Randsportart Volleyball funktioniert das. „Darum beneiden uns viele andere Sportarten“, sagt Manager und Initiator Götz Moser. Ursprünglich wurde das Projekt ins Leben gerufen, um für die möglichen Olympischen Spiele in Berlin 2000 zwei schlagkräftige Teams zu haben. Olympia kam nicht, der VCO blieb dennoch.
Als Standort bot sich Berlin an. Hier ist der Olympiastützpunkt, hier gab es die besten Förderungsbedingungen. „In Berlin wird Volleyball geatmet“, sagt Bundestrainer Raúl Lozano. Der Argentinier, der seit 2009 die Nationalmannschaft betreut, kennt keine andere Stadt auf der Welt, in der es so viele Beachvolleyballfelder gibt. Für den Bundestrainer ist der VC Olympia eine gute Einrichtung. Hier kann er alle Talente des Landes regelmäßig beobachten. „Das ist die Basis. Hier werden die Spieler geboren. Mit diesem Fundament können sich die Spieler entwickeln“, sagt er.
Mittlerweile trägt die langfristig angelegte Arbeit erste Früchte. Die Deutschen konnten den Abstand zur Weltspitze verkürzen. Und 2008 wurden nach 36 Jahren erstmals wieder Olympische Spiele erreicht. Die ehemaligen VCO-Akteure haben an dem Aufschwung ihren Anteil: „75 Prozent der heutigen Nationalspieler waren mal beim VCO“, sagt Moser sichtlich stolz.
Die ehemaligen Junioren sind mittlerweile flügge geworden. Einige haben den Sprung ins Ausland, in die finanziell lukrativen Ligen Italiens, Russlands und Polens geschafft. Einer von ihnen ist Nationalmannschaftskapitän Robert Kromm. Mit 15 Jahren kam der heute 27-jährige Schweriner ins Internat zum VCO. „Es war ein erster Schritt zur Selbständigkeit, zur Persönlichkeitsentwicklung“, sagt er. Die Trainingsbedingungen waren optimal und neben dem täglichen Training blieb auch die Schule nicht auf der Strecke. „Das hat auch oberste Priorität“, sagt Moser.
Kromms Jahrgang war 2001 der erste, der mit dem VCO in der ersten Bundesliga antreten durfte. „Um den Sprung in die erste Liga zu schaffen, war das sehr hilfreich“, sagt er. „Gerade wenn man den Zuspieler gut kennt, hilft das sehr“, sagt er. Viele seiner Kollegen spielen in ganz Europa verteilt, er selbst in Verona. Das allsommerliche Wiedersehen mit den Kollegen sei immer eine Freude: „Die Nationalmannschaft ist eine Herzensangelegenheit.“
Allerdings könnte die Worldleague schon bald vorbei sein, die Chancen auf das Erreichen der Finalrunde sind minimal. Ein Überraschungssieg gegen Russland, auf Platz zwei der Welt, muss her. Die Deutschen stehen auf Rang neun, bisher wurden alle acht Gruppenspiele gewonnen. „Wir haben uns zuletzt kontinuierlich gesteigert“, sagt Lozano. Wenn alles optimal laufe, seien auch die Russen nicht unschlagbar. Nicolas Sowa