: Wieder Krieg auf den Philippinen?
■ Zweimonatiger Waffenstillstand zwischen der linken National Democratic Front und dem Militär zu Ende Rebellen halten Fortsetzung der Verhandlungen nicht für sinnvoll / Regierung setzt auf militärischen Druck
Manila (wps/ap) - 18 Stunden vor dem offiziellen Ende des zweimonatigen Waffenstillstandes zwischen der linken National Democratic Front und der philippinischen Armee haben Guerillaführer am Samstag per Zeitungsinserat erklärt, daß sie eine Fortsetzung der Verhandlungen mit der Regierung Aquino nicht für sinnvoll halten. In dem offenen Briefder NDF an das philippinische Volk hieß es, die Regierung habe bei den Friedensverhandlungen versucht, die Rebellen zur Kapitulation zu bewegen.Nach der Annahme der neuen Verfassung durch ein Plebiszit in der vergangenen Woche seien erfolgversprechende Gespräche unmöglich, da das Dokument volksfeindlich und proimperialistisch sei. Verhandlungen könnten erst wieder aufgenommen werden, wenn die folgenden Bedingungen erfüllt seien: - effektive Kontrolle des Militärs durch die Regierung - Anerkennung der NDF als legitimer Partner - ernsthafte Friedensanstrengungen. Die Führung der NDF war nach dem Massaker an 19 Bauern bei einer Demonstration in Manila vor zwei Wochen wieder in den Untergrund gegangen, um mit KP– und Guerillaführern über das weitere Vorgehen zu beraten. In mehreren Stellungnahmen wurde Präsidentin Aquino seither als Führerin der Elite bezeichnet, die sich nur in der Wahl der Unterdrückungsmethoden von anderen unterscheide. Ihre Grundeinstellung sei volksfeindlich, konterrevolutionär, proimperialistisch und feudal. Die Vertreter der Regierung bei den Verhandlungen hatten sich immer wieder geweigert, auf die von der NDF vorgeschlagene Tagesordnung einzugehen, die u. a. die Forderung nach Freilassung des gefangenen KP–Führers Rodolfo Salas und nach einer „tiefgreifenden Landreform“ enthielt. Am Sonntag erklärte Chefunterhändler Teofisto Guingona, die Tür für Verhandlungen sei weiterhin offen, aber die Regierung werde „niemals ungerechtfertigten Forderungen nachkommen“. Die Regierung werde jetzt Kontakte mit regionalen Rebellenführern aufnehmen, um zu örtlich begrenzten Lösungen zu kommen. Nur eine handvoll Anhänger der Harten Linie in der KP–Führung habe die Rückkehr an den Verhandlungstisch verhindert. Militärsprecher kündigten in ersten Stellungnahmen eine Unterstützung von regionalen Friedensinitiativen bei gleichzeitiger selektiver Anwendung militärischer Gewalt an. Verteidigungsminister Ileto: „Ein bißchen Druck hier und da...“ Der regionale Oberbefehlshaber des Militärs für die Nordregion, die auch die Heimatprovinz des geschassten Verteidigungsministers Enrile, Cagayan Valley, umfaßt, hat für die kommende Woche wieder militärische Operationen in vollem Ausmaß angekündigt. Vor Beginn des Waffenstillstandes waren in dem 400 km nördlich von Manila gelegenen Tal regelmäßig Luftangriffe auf die Zivilbevölkerung durchgeführt worden.
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