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Wieder Fotozensur?

■ Barbara KÖppe zeigt Fotos zum Stück „Männerbiografien“ im tip

Im Nobelclub „Möwe“ der Gewerkschaft Kunst zeigt die renommierte Berliner Fotografin Barbara Köppe eine Auswahl ihrer Bilder zum Theaterstück „Männerbiografien in der DDR: Ich bin schwul“, von Jürgen Lemke.

Ein Thema, das sowohl auf der Bühne, als auch im Alltag der DDR erst seit kurzem ein Thema ist. Durften sich schon vor einiger Zeit die Schwulen auf den Kleinbühnen der Republik im Stil von „Mary & Gordy“ in faszinierender Perfektion von Männern in tolle Frauen verwandeln, wurden erstmals ihre existenziellen Probleme im Stück angebracht.

Die bisherige Praxis der staatlichen Zensur ist offensichtlich abgeschafft, und die zuständigen Hausherren im Palast und in der Möwe schienen folglich keine Ahnung zu haben, was am Tag der Premiere auf sie zukommen würde. Doch es kam anders. Mit Irritation und Ablehnung reagierte man im Haus des Volkes und in der Möwe.

Die Palastherren werfen der Intendantin vor, sie hätte das tip zu einem „Schwulentreffpunkt degradiert“, und der Direktor der Möwe besteht auf seinem Recht als Hausherr, und läßt ein „schlimmes Foto“ kurz vor Eröffnung der Ausstellung von der Wand nehmen. Knappe Begründung: „Den Besuchern der Möwe ästhetisch nicht zumutbar.“ Alle fügen sich, und haben ihren kleinen Skandal.

Ein Foto, das einen kleinen Ausschnitt aus der Bühnendekoration festhält und nur in der Gesamtausstellung seine wirkliche Bedeutung findet, wird herausgelöst, und auf althergebrachte Weise und im Namen „unserer“ Besucher zur Pornografie erklärt.

Jürgen Lemke

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