Wieder Besucher in den Bundestag: Regierungsviertel will sich öffnen
Das Regierungsviertel schotte sich gar nicht so ab, wehrt die Bundestagsverwaltung Kritik aus dem Bezirk Mitte ab. Restaurant für alle BürgerInnen am Spreeufer ab 2014 geplant.
Die Bundestagsgebäude sollen für Normalsterbliche künftig ein klein wenig zugänglicher werden als bisher. Am Spreeufer sei ein öffentliches Restaurant mit Blick auf den Reichstag geplant, sagte am Freitag Christian Hoose, Sprecher der Bundestagsverwaltung. Auch arbeite man derzeit an einer Lösung, um Besucher wieder unangemeldet in die Reichstagskuppel zu lassen. Hoose reagierte damit auf Äußerungen von Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD), der die Verödung des Regierungsviertels beklagt hatte. Zusammen mit der Bundestagabgeordneten Eva Högl (SPD) hatte Gothe einen Plan für die Hauptstadtentwicklung vorgestellt und angeregt, die als "Lampenladen" bekannte Bundestagskantine im Paul-Löbe-Haus und die Bibliothek im gegenüberliegen Marie-Elisabeth-Lüders-Haus dem Publikum zu öffnen.
Bundestagpräsident Norbert Lammert (CDU) zeigte sich aufgeschlossen. "Ich finde das Anliegen plausibel und sympathisch", sagte Lammert. Er stehe "einer sicher notwendigen Konkretisierung und Präzisierung aufgeschlossen gegenüber". Grundsätzlich sei das Ziel der Bundestagsbaukommission, vermehrt Öffentlichkeit im Regierungsviertel herzustellen, hieß es aus der Bundestagsverwaltung. Eine Öffnung des "Lampenladens" sei allerdings aus Sicherheitsaspekten kaum möglich, so Hoose. Am gegenüberliegenden Spreeufer sei jedoch im Zuge der im November begonnenen Erweiterung des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses ein öffentliches Restaurant geplant. Es soll unter der bereits bestehenden großen Freitreppe eingerichtet und 2014 eröffnet werden.
Hoose wies zudem Vorwürfe zurück, die Bundestagsbibliothek im Lüders-Haus stehe weitgehend leer. "Wenn da keiner ist, heißt das nicht, dass sie nicht genutzt wird", so der Pressereferent. Die Bücher würden meist elektronisch ausgeliehen und andernorts gelesen. Der Verwaltungssprecher bewertete die Sicherheitslage als weitaus größeres Problem. Seit November ist selbst die bei Berlinbesuchern beliebte Reichstagskuppel für unangemeldete Besucher geschlossen. Nur wer einen Tisch im Restaurant am Parlamentsdach reserviere oder mit einer angemeldeten Gruppe komme, dürfe nach oben. Ziel sei es, dass Besucher bald wieder spontan zur Kuppel hoch können. Problematisch sei dabei nicht nur die Sicherheit im Bundestag, auch die Warteschlange vor dem Parlament könnte ein Anschlagsziel sein, so Hoose.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!