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Archiv-Artikel

Wie viele Rathäuser braucht das Land?

Die Handelskammern Bremen und Bremerhaven wollen einen „Masterplan 2020“ – voller Touristen und Lebensmittel

Die Bremer Handelskammer (HK) hat sich viel vorgenommen: Zusammen mit der Bremerhavener Industrie- und Handelskammer (IHK) soll ein „Masterplan 2020“ für die ökonomische Entwicklung des Bundeslandes erarbeitet werden. Neue Wachstumsfelder sehen die Kammern insbesondere in der Lebensmittelwirtschaft und dem Tourismus, wie sie auf einer gemeinsamen Pressekonferenz bekannt gaben.

Bereits jetzt lägen „ausgesprochen positive Ausgangsdaten“ vor, sagt der Bremerhavener IHK-Präsident Claus Brüggemann. Ende des Jahres werde die Arbeitslosenquote in der Seestadt – aktuell bei 17,5 Prozent – auf „unter 15 Prozent“ sinken. Auch für seinen Bremer Kollegen Lutz H. Peper gehört zum derzeit „halbvollen Glas“ der Rückgang der Arbeitslosenzahlen von 2006 auf 2007 im ganzen Land Bremen um 13 Prozent. Allerdings nahm die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im gleichen Zeitraum laut Handelskammer lediglich um zwei Prozent zu. Am aussagekräftigsten dürfte daher auch hier die Quote sein: Diese ging nach taz-Recherchen landesweit um 1,4 Prozent zurück – unter Herausrechnung der lediglich einstelligen Erwerblosenquoten im Altkreis Wesermünde sowie im Landkreis Osterholz, die zu Niedersachsen gehören, gleichzeitig jedoch den Bezirken der Bremerhavener beziehungsweise Bremer Agentur für Arbeit zugerechnet werden.

Neben dem kontinuierlichen Wachstum im Container- und Autoumschlag lobt die Handelskammer insbesondere die Entwicklung des Flughafens. Die Verluste durch den Wegzug von Easy-Jet und Hapag-Lloyd seien „relativ gering“, sagt Peper, sie hätten auch nichts mit Ryanair zu tun. Sicher: Lufthansa habe die Expansion der IrInnen „nicht witzig“ gefunden, wesentliche Überschneidungen mit den Geschäftsinteressen des Billig-Fliegers bestünden aber nicht.

„Besondere Herzensangelegenheit“ ist laut Peper die Weiterführung des regionalen „Ausbildungspaktes“. Immerhin seien in den vergangenen drei Jahren statt der zugesagten 1.120 Ausbildungsplätze 4.161 eingeworben worden.

Neben dem unermüdlichen TAAA-Mantra – der Wilhelmshavener Tiefwasserhafen müsse schnell gebaut werden, ebenso wie die Autobahnen 22 (Küste), 1 (sechsspurig bis Hamburg) und 281 (Ringschluss um Bremen) – haben die Bremerhavener neben der Straßenanbindung des Hafens ein spezielles Projekt im Blick: Den Bau eines Rathauses auf dem Naber-Gelände, ein entsprechender IHK-Arbeitskreis ist schon gegründet. Hier allerdings ist bei den Bremer Kollegen auf Nachfrage wenig Empathie zu spüren. Jedes Projekt müsse sich durch den „Turn of Investment“ rechtfertigen, gibt HK-Hauptgeschäftsführer Matthias Fonger zu bedenken, da habe man in Bezug auf einen Rathausbau „gegenwärtig gewisse Zweifel“. Präses Peper setzt ebenso allgemein wie entschieden nach: „Wir erwarten die gleiche Sparsamkeit der Haushaltsführung für alle Landesteile.“ Henning Bleyl