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„Wie sollen wir unsere Kinder ernähren?“

■ betr.: „Normalzeit: Die Bischoffe röder sind überall“, taz vom 23.10.93

Die fünfte Klasse einer Grundschule in Berlin-Schöneberg erfuhr von ihrem Lehrer, daß die Bischofferoder Kalikumpel in Berlin waren. Er brachte den Schülern einen Salzstein mit. „Sollen wir nicht mal an die Kalikumpel schreiben?“ fragte einer, und schon machten sie sich an die Arbeit, malten und schrieben ihre Gedanken auf.

Auf den fast 20 mitgelieferten Bildern bohren sich moderne Maschinen unter Tage in den Salzberg, sausen Förderkörbe in die Tiefe und hacken sich Bergleute mühsam voran. Ein riesiger Wolkenkratzer, gekrönt von den Buchstaben BASF, wird von einem Scheinwerfer angestrahlt. Unter strahlendem Sonnenschein reiht sich eine Menschenkette mit Schildern auf und fordert andere auf: „Kommt, Leute, und helft mit!“

Mahmoud, ein Junge aus dem Libanon, schreibt mit Blick auf seine Zukunft: „Wie sollen wir unsere Kinder ernähren, wenn wir keine Arbeit mehr haben?“ Ein anderer empört sich: „Das ist eine große, gemeine Schweinerei von der BASF, daß sie Eure Arbeit einfach streichen. Das ist genauso, also ob man Euch in den Müll wirft.“ Matthias, ein Schüler der Klasse, hatte von der schweren Arbeit unter Tage erzählt, denn er hatte einmal ein Salzbergwerk besichtigt. Das regte ein Mädchen zu folgenden Gedanken an: „Den Stein, den Ihr unserem Lehrer geschenkt habt, finde ich sehr schön. Ihr könnte von Glück reden, daß Ihr so eine schöne Arbeit habt.“

Einen Grund, warum die BASF gern hätte, daß die Bischofferoder Kumpel ihre Arbeit verlieren, wußte ein anderer: „Die BASF will nur mehr Kali verkaufen.“ Mustafa schreibt: „Ich hoffe sehr, daß Ihr Einblick in die Geheimdokumente bekommt. Übrigens gefällt mir das Lied ,Glück auf!‘ sehr gut. So wie die Kalibergleute Unterstützung aus dem ganzen Bundesgebiet, ja sogar aus aller Welt bekommen, so können sie sich auch der Solidarität dieses 5. Schuljahres sicher sein. Zwei Mädchen: „Wir kämpfen dafür, daß Ihr gewinnt!“ Den Beitrag stellte uns der „Hobbyjournalist“ und Lehrer im „Hauptberuf“, Eckhard Franke, zur Verfügung

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