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Wie im richtigen Film

■ Regelmäßige Pressekonferenzen des KGB: Voll verwanzt ins Medienzeitalter

QUERSPALTE

Pressekonferenzen sind in aller Regel Brutstätten gähnender Langeweile, aufgeblasene Wortbörsen, an denen Sprachhülsen an desinteressierte Interessenten verhökert werden. In Moskau soll das nun anders werden, und, wie immer wenn etwas faul ist, hat der KGB seine Hand im Spiel. Der will nämlich auspacken. Und das sogar regelmäßig. Die Autoren von Agentenromanen können ihren Griffel abgeben, James Bond darf einpacken, fortan schreiben die Geheimdienste ihre Stories selbst.

In London die US-Botschaft verwanzt, in Paris ein Agent gedoppelt, in Rom ein rumänischer Systemkritiker ins Jenseits gespritzt - schon eilt der Pressesprecher des KGB vor die internationale Journaille, referiert genüßlich den Tathergang, betont die Übereinstimmung der Aktion mit den „leninistischen Prinzipien des Staatssicherheitsdienstes“ ('TASS‘) und verkauft die Senderechte an RTL-plus.

Der Westen wird nicht umhin können, dem Beispiel der sowjetischen Glasnostiker zu folgen. Vorbei sind die Zeiten, als Margaret Thatcher noch über die unerträgliche Einmischung der Medien in die Angelegenheiten ihrer geliebten Sicherheitskräfte lamentierte, zur nächsten Hinrichtungsaktion von IRA-Verdächtigen in Gibraltar reist die BBC gleich mit. Die CIA wiederum verscherbelt die Vorabdruckrechte für ihre routinemäßigen Mordkomplotte gegen Fidel Castro und Gaddafi komplett an die Washington Post , den nächsten Putsch in Mittelamerika gibt es live bei NBC, Presseattachee wird Oliver North.

Spionage gerät endgültig zum Medienspektakel. Der gläserne Agent von morgen muß nicht nur gemein, hinterhältig und durchtrieben sein, sondern außerdem eine abgeschlossene Schauspielausbildung vorweisen können. Und wer nicht mindestens aussieht wie Mata Hari oder Robert Redford, hat kaum eine Zukunft im ältesten Gewerbe der Welt, sondern bekommt höchstens die schäbigen Rollen: als Einweg-Agent, Wiederverwendung aus technischen Gründen leider ausgeschlossen. Wie im richtigen Film.

Matti Lieske

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