Kommentar: Wie dumm ist Dasa?
■ Lemwerder ist noch lange nicht gerettet
Je kleiner die Chancen, desto größer erscheinen die Strohhalme, nach denen man greift. Wenn jetzt von der „Rettung Lemwerders“ gesprochen wird, so vergißt man nur zu leicht, daß die Dasa beim Poker um Lemwerder bisher immer bekommen hat, was sie wollte: Von ihrem Schließungsbeschluß im Oktober ist sie keinen Zentimeter abgewichen: Raus aus Lemwerder, raus aus der zivilen Wartung. Dieses Ziel hat die Dasa – mit einigem Imageverlust – erreicht.
Die andere Seite hat weniger vorzuweisen. Die Wirtschaftspolitiker, die die Schließungen verhindern wollten, reisten umsonst nach München. Von dem einstigen Slogan der Lemwerderaner „Nicht ohne die Dasa, nicht ohne die Transall“ ist nichts übriggeblieben.
Lemwerder ist noch lange nicht gerettet. Das einzige, was nach Freitag anders ist, ist die Gewißheit, daß das Werk von der Dasa nicht einfach dichtgemacht werden kann. Jetzt beginnt der Kampf um Aufträge. Lemwerders Überlebensfrage heißt: Wie dumm ist die Dasa? Warum gibt sie das Werk frei? Denn als eigenes Werk können die Lemwerderaner beweisen, ob sie bei der Transall-Wartung wirklich billiger sind als Manching. „Wir haben sie so lange genervt, bis sie uns gehen ließen“, sagt der Betriebsrat. Doch das Verhalten der Dasa im bisherigen Konflikt deutet nicht darauf hin, daß die Dasa Lemwerder wegen des öffentlichen Drucks oder sonstiger Kleinigkeiten freigibt. Sie wird ihre Gründe haben. Bernhard Pötter
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen