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Wie Schweden Street View feiertDazugehören dank Google

Nur in Deutschland ist Google Street View derart umstritten. Die Schweden etwa freuen sich, dank des Dienstes in der Welt präsent zu sein - und wundern sich über die deutsche Debatte.

In Schweden wird die hiesige Debatte über Street View als "typisch deutsch" abgetan. Bild: dpa

Die Google-Autos sind in der Stadt, meldete in der vorigen Woche die Zeitung Örnsköldsviks Allehanda. Doch das Lokalblatt der nordschwedischen Stadt empfahl den Einwohnern nicht etwa in den nächsten zwei, drei Tagen die Vorhänge zuzuziehen. Im Gegenteil. "Google bringt Örnsköldsvik auf die Weltkarte", lautete die Überschrift. Endlich würden die roten Google-Opel auch die Straßen des Heimatorts fotografieren und damit weltweit zugänglich machen.

Es ist dies eine typische schwedische Reaktion auf Street View. Im Januar 2010 schaltete Google seinen schwedischen Dienst online. Und war damit nicht einmal Erster. Eniro und Hitta, zwei Internetsuchdienste für Telefonnummern und Adressen, waren einige Monate zuvor mit "Straßenansichten" auf den Markt gekommen. Doch im Gegensatz zu diesen hat Google seinen Dienst nach der Einführung weit über die großen Städte hinaus ausgedehnt. Mittlerweile kann man sich schon auf ländlichen Nebenstraßen voranklicken und sich etwa Ferienhäuser anschauen.

Bei Einführung des Dienstes hatte es nur eine kurze Debatte über den Umgang mit zufällig abgefilmten Passanten gegeben. Die verstummte, nachdem Google ankündigte, man werde routinemäßig Autokennzeichen und Gesichter von Passanten verwischen. Man schaltete auch einen speziellen "Problem"-Button, über den man sich melden und ein Unkenntlichmachen von Gartendetails oder Hausfassaden verlangen konnte. Google ist damit im Vergleich zu Eniro und Hitta ein Muster an Integritätsschutz. Bei diesen Konkurrenten sind nämlich Autokennzeichen und Passantengesichter deutlich zu erkennen.

Schweden hat eine Tradition der Offenheit, nicht der Abschirmung. Es gibt nicht nur das "Allemannsrätt", ein als Gewohnheitsrecht verankertes "Jedermannsrecht", das zur Freude von Touristen eine begrenzte Nutzung der Natur auch ohne Erlaubnis des jeweiligen Grundeigentümers erlaubt, sondern auch das verfassungsrechtlich verankerte "Öffentlichkeitsprinzip". Prinzipiell ist die gesamte staatliche Tätigkeit öffentlich. Wer will, kann sich täglich den Posteingang des Bürgermeisters oder Ministers ansehen. Eine solche Offenheit hat aber auch Auswirkungen auf den Einblick in die Privatsphäre, die Individuen akzeptieren müssen: Die Steuerdaten des Nachbarn sind kein Geheimnis.

Der Anblick von Hausfassaden oder Gärten ein Eingriff in die persönliche Integrität? Eine solche Debatte wird als "typisch deutsch" abgetan. Wer bei Eniro oder Hitta jetzt für jeden sichtbar über die Straße läuft, hätte vor einem schwedischen Gericht keine Chance, mit einem Antrag auf Verpixelung durchzukommen. Womöglich eine Gesetzeslücke, die vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte als mangelnder Integritätsschutz des schwedischen Staats für seine Bürger ausgelegt werden könnte, spekulieren aber zumindest schon einmal einige Juristen.

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33 Kommentare

 / 
  • LN
    Lars Nowak

    Alles war nur halb so schlimm in der Vergangenheit, wenn man die Gegenwart sieht und die Zukunft erleben soll. Die Dummheit ist vererbar, die Erfahrungen leider nicht nicht. Verstand kontra was?

  • FJ
    Frank J.

    @Hardy: Sie schreiben: "Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen."

     

    Stimmt, genau das machen Sie, indem Sie behaupten, dass Google "sich das Recht rausnimmt, alles und jede(n) zu fotografieren und das dann zu veröffentlichen."

     

    Es geht bei Google Street View nicht um Personen, sondern um Strassen und Häuserfronten. Und Google "nimmt sich auch kein Recht heraus", die Bilder von Gebäuden zu veröffentlichen, sondern (be-)nutzt die aktuelle Rechtslage in Deutschland wie jeder andere Fotograf, der in der Öffentlichkeit fotografiert. Das ist nicht schwierig zu verstehen, wenn man sich auch nur ein wenig mit der Materie auseinandergesetzt hat.

     

    Wenn Sie weiter formulieren: "Wer bei Google StreetView abgebildet sein will, …" belegt das, dass sie hier sogar Grundsätzliches noch nicht verstanden haben.

     

    -Frank

  • B
    büm

    Ganz klar, eine "typisch deutsche debatte"... nur weil wir auf unsere Persönlichkeitsrechte bestehen, wir jedenfalls versuchen uns gegen die Bevormundung durch Großkonzerne zu widersetzen und und und.

     

    Es ist schon wahnsinnig komisch, dass pro Street View-Artikel in der "linken" bzw "grünen" taz erscheinen und nicht etwa in der FAZ. Verkehrte Welt - obwohl sich die taz seit je her durch einen gewissen Linksfaschismus auszeichnet (ja ja, protestiert nur...). Na ja, jemand, der sich freiwillig bei Facebook anmeldet weil er ja ein sooo weltoffener Mensch und es ihm egal ist, dass er nicht nur seine sondern auch die Daten seiner Freunde weitergibt, kann ja nur bescheuert sein.

     

    Ich geh mal davon aus, dass einige taz-Leser Frau Juli Zeh kennen. Lest mal "Angriff auf die Freiheit".

    http://www.amazon.de/Angriff-auf-Freiheit-Sicherheitswahn-%C3%9Cberwachungsstaat/dp/3423346027/ref=sr_1_3?ie=UTF8&s=books&qid=1282403515&sr=8-3

     

     

    Im Übrigen ist das Binnen-I nicht rechtschreibkonform, sondern das generische Maskulinum. Punkt.

  • H
    Hardy

    Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen. Natürlich ist die schwedische Offenheit gut, das "Allmansrätt" auch, und es ist auch gut, daß man in Schweden (angeblich) die Steuererklärung des Nachbarn einsehen kann, wer immer das auch macht.

     

    Das hat aber überhaupt nichts mit der Kritik an der Datenkrake Google zu tun, die, als privates Unternehmen wohlgemerkt, sich das Recht rausnimmt, alles und jede(n) zu fotografieren und das dann zu veröffentlichen. Wer bei Google StreetView abgebildet sein will, sollte das an Google melden dürfen, und nicht so wie jetzt, wo man sich mühsam bei Google abmelden muß - welch Ehre der Durchlaucht Eric Schmidt, mir zu erlauben, das eigene Haus verpixeln zu lassen. Muß ich ihm dafür jetzt auch die Füße küssen?

  • U2
    UK_R 21

    Einfach mal so 65 -77 Jahre in die gesamtdeutsche Vergangenheit gucken... und gleich dazu noch mal ein paar vergangene Jahrzehnte in die ostdeutsche....

    Könnte fast sein, dass dem ein oder anderen dann spontan einfällt, worin wohl die deutsche Ablehnung von Street View begründet sein könnte.

     

    Die Schweden haben nun mal einfach nicht so massiv unter Bespitzelung und daraus resultierender permanenter Vorsicht und Angst leben müssen.

  • CK
    Chrsitine Kohl

    Wenn ich in einem Dorf wohne, weiß ich auch, wie Nachbars Haus aussieht. heute ziehen die Menschen in entfernte Gegenden, trotzdem bleibt man im Kontakt, lebt in der selben Kulut.. Das ist das global Village. Dies unterscheidet den modernen Menschen vom Neandertaler, der abgeschottet lebte und keinen Kontakt zu Nachbargruppen pflegte.. Die Deutschen drohen die Neandertaler der Welt zu werden, weil sie sich wieder einmal der globalen Kultur des Austausches verweigern.

  • R
    Rosa

    Also, ich verstehe das Problem nicht so richtig.

    Warum kann/soll man mein Haus nicht sehen dürfen? Es steht doch schon "öffentlich" und für jederman zugänglich rum. Fiele mir im Traum nicht ein mein Haus zu bewachen damit es auch ja niemand fotografiert. Internet mit all seinen Funktionen und Möglichkeiten ist doch eigentlich nur ein neuer Kanal der "alte" Bedürfnisse befriedigt. Wenn ich früher mir ein Haus kaufen wollte, bin ich vorbeigefahren oder habe einen Bekannten gefragt, der dort wohnt - heute gehe ich ins Internet.

    Und ausserdem, bei der Masse an Häusern, Informationen, Bildern, Videofilmen usw die es im Internet gibt....wie gross ist die Chance, dass ausgerechnet ich überhaupt "gesehen" werde? Klar, eine "geringe" Chance für einen Missbrauch von Street View gibt es immer, aber man muss doch einmal die Proportionen realistisch sehen. Wie gross ist die Chance wirklich - d.h. um wievel wahrscheinlicher ist z.B. ein Einbruch mit Hilfe von StreetView als ohne? Genau: geringfügig mehr, denn alle anderen "Informationsvoraussetzungen" gibt es auch ohne StreetView - auch in Deutschland.

     

    PS: Bin Deutsche, die in Schweden lebt.

  • F
    Friese

    Ich weiß immer noch nicht, wozu genau Google StreetView zu gebrauchen ist. Alles, was ich brauche, um meinen Urlaub zu planen oÄ finde ich jetzt schon im Internet. Normale Karten erledigen den Rest. Ich sehe einfach keinen Sinn!

  • B
    bigbull

    Sieh das doch mal locker.

     

    Bilder aus der gesamten Welt.

    Ja doch.

     

    Macht Spass und Freude.

    Aber ja.

     

    Die Zeit ist Reif für offene Kommunikation.

     

    Daß Google damit Kohle macht, warum nicht?

    Wenn Du damit nicht einverstanden bist, mach dein

    eigenes Google.

     

    Verstecktheit ist was für den BND,MAD und Verfassungsschutz, jedoch nicht für mündige offene

    Bürger.

     

    In diesem Sinne freue ich mich, daß ich Dich

    endlich kennenlerne, daß ich weiß wo Du wohnst,

    wie Du lebst.

     

    Wie Du, werter Mitmensch in Wahrheit bist, weiß

    dann aber noch immer nicht.

     

    Das ist gut für mich und gut für Dich.

     

    Oder?

  • A
    Andros

    Ich wundere mich auch über die offenbare Angst der Deutschen in Bezug auf Google Streetview. Es gibt Alternative (bei Microsoft z.B.), die sehr ähnlich sind, und dagagen redet man in Deutschland kaum oder überhaupt nicht. Nur Google wird gegängelt. Neulich habe ich einen Urlaub auf Mallorca im Internet gebucht. Ich wollte vor der Reise gucken, wie das Hotel und die Nachbarschaft aussehen und habe dafür Streetview benutzt. Sehr hilfreich, muss ich sagen. Wenn einer meine Hausfront im Internet sehen kann, warum nicht? Das kann natürlich auch jeder Mensch auf der Straße. Es ist ja alles "much to-do about nothing" (viel Lärm um nichts). Get a life, Germany!

  • S
    Schorsch

    Dass die Steuerdaten in Schweden öffentlich sind, ist kein Geheimnis. Was aber durchaus weniger bekannt sein dürfte ist die Tatsache, dass sich dies ein findiger Schwede zu Nutze gemacht hat und die Daten ins Internet stellte - für jeden öffentlich, ganz legal.

    Die schwedische Gesetzgebung hat spitzfindig gekontert und dieses Treiben unterbunden, indem sie sich darauf berufen konnte, dass das Einfordern von Steuerdaten jederzeit möglich sei, allerdings nur auf dem Postwege.

     

    Kann man nun eine ähnliche Parallele zu Google Street View spannen? Sicherlich sind Steuerdaten sensibler als der Garten des Nachbarn. Es ist Auslegungssache, wie das Spannungsverhältnis von Privatsphäre und Transparenz bewertet wird. Offenbar ist dies in Deutschland anders als in Schweden.

    Und hier eine ganz andere Frage: Warum wird eigentlich an dem deutschen Diskurs so viel Kritik geübt? Ist es nicht völlig legitim, Handlungen wie die von Google (auch mehrfach) zu hinterfragen?

    ...

  • D
    Dice

    Ihr lieben Streeview Befürworter, es ist immer wieder rührend zu sehen, wie sehr ihr euch in eurer zur Schau getragenen Empörung über uns Angsthasen gefallt. Ihr seid ja so mutig, so männlich, und vor allem so ehrlich, habt so gar nichts zu verbergen - es ist wie in einem schlechten Film, ihr seid die Guten, und wir sind die Bösen, die alles nur kaputt machen wollen, was doch eigentlich ein Segen für die Menschheit ist.

    Was ich nur nicht ganz verstehe: Warum hat Andy keinen Nachnamen, den er hier angibt, warum versteckt sich coolray hinter einem Kunstnamen?

     

    Und was wäre wenn Streeview nicht im heiligen Internet laufen würde, wenn es von Persil oder Ariel wäre, um den Verkauf von Waschpulver zu fördern? Oder von Scientology oder der katholischen Kirche, um sich einen Überblick über lohnende Gebiete zur Missionierung zu suchen? Wäre das dann auch okay? Oder fallt ihr wirklich darauf rein, dass Streetview angeblich dazu da ist, um euch glücklich zu machen? Damit ihr mit eurem i-Handy durch die Straßen gehen könnt und Dinge erfahrt, von denen ihr noch gar nicht ahnt, dass ihr sie wissen wollt. Fallt ihr wirklich so auf Google herein?

  • T
    Thomas

    Ich denke mal, dass die Kernaussage des Artikels auch einfach nur sein könnte, wie wir Deutschen manchmal mit unserem Gehabe im Ausland "ankommen". Letztlich muss sich deswegen kein Deutscher ans Bein gepinkelt fühlen. Und wenn wir ganz ehrlich zu uns selbst wären, würden wir so einige Marotten in unserer Mentalität entdecken.

    Ob es nun Überkorrektheit oder Nachbarschaftsstreit ist oder etwas anderes. Manchmal machen sich Deutsche das Leben unnötig schwer...

    Ansonsten kann ich einigen Kommentaren nur zustimmen, was die Öffentlichkeit in der Politik betrifft. Da sollten wir das schwedische Modell übernehmen. Wäre schon interessant zu sehen, welche Lobbygruppen führenden Politikern den Monat finanziell versüßen...

  • S
    Sparwasser

    Sich über Google Street View aufregen aber bei Facebook die Bilder der letzten Orgie veröffentlichen ... Deutsche

  • S
    Stereotyp

    Und wieder mal offener Rassismus in der ach-so-toleranten TAZ. Aber es geht ja nur darum dass die vermeintlich negative Eigenschaft "typisch deutsch" ist - Gott bewahre jemand würde einen Artikel schreiben der behauptete dies wäre "typisch jüdisch", "typisch schwarz" oder gar "typisch Frau" - dann wäre die Hölle los.

  • EA
    Eser A.

    Ich bin dafür, die Kamera des Street-View-Autos mit eingebautem Nacktscanner auszustatten, damit wir auch gleich potentielle Terroristen dingfest machen können.

  • F
    freidenker

    Schwedische Gemeinden bewerben sich ja auch ganz angestrengt um ein Atommüllendlager auf ihrer Gemarkung.

     

    Ansonsten leben wir zur Zeit im Übergang zu dem, was Orwell auf 1984 datiert hat.

  • B
    Ben

    Das eigentliche Problem ist, dass hier eine eigentlich richtige Debatte zum falschen Anlass geführt wird. Während ohnehin öffentlich zugängliche Fassaden nicht allzuviele Rückschlüsse auf personenbezogene Daten zulassen (jedenfalls kaum mehr als die PLZ die zum Besuch der Adresse in StreetView ja bekannt ist) währen unzählige Datensammlungen und Register die tatsächlich Potential zu Missbrauch und Überwachung bergen, teils aus falschem Sicherheitsbedürfnis teils aus Unverständnis oder Desinteresse unwidersprochen hingenommen. So ist zB der kommende Zensus mittlerweile wieder völlig aus dem öffentlichen Diskurs verschwunden. Von den unglaublichen Befugnissen aller möglichen (Staats)-Sicherheitsbehörden einmal ganz abgesehen...

  • HH
    Hysterischer Häuserkampf

    Street View

    Hysterischer Häuserkampf via Internet

    Die Verteidiger der Privatsphäre im Netz haben sich auf Googles Dienst Street View eingeschossen. Dabei gibt es Vergleichbares schon längst.

    .. "Wir sehen ein lineares Verhältnis zwischen Medienecho und der Zahl der Widersprüche", sagt Panogate-Chef Wild. Menschen verlangten gar, Fotos von Ortschaften zu löschen, die Sightwalk nicht abbildet. Im Streit über die Bilderdienste hat die Hysterie die Fakten verdrängt.

     

    http://www.ftd.de/it-medien/medien-internet/:street-view-hysterischer-haeuserkampf-via-internet/50158140.html

  • CS
    Christian Steyfen

    Typisch deutsch oder schwedische Leichtigkeit? Ich denke die Deutschen wissen warum sie die Datenerfassung so fürchten. Schließlich werden sie traditionell nicht von Schweden sondern von Deutschen regiert und wir wissen ja alle, was das für die Bürger so bedeuten kann. Selbst mein Nachbar von der Leibstandarte (sic!) kann mir glaubhaft darlegen, dass er das dritte Reich scheiße fand. Dass HartzIV nicht als Sprungbrett für die Bedürftigen, sondern als Sklavenlieferant für Industrie und Dienstleistung fungiert wird nach längerer Betrachtung vielleicht auch dem einen oder anderen klarer.

     

    Die deutsche Tradition des Versteckens ist dem Überlebenstrieb geschuldet und kein mieser Charakterzug. Der Hund liegt hier begraben: http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Geschichte

     

    nicht hier: http://google.de

  • GH
    gerolf heberling

    Das kommt mir typisch deutsch, diffus, alt und aengstlich vor: was der bauer nich kennt, des frisst er net. selbst in der contra-pixelrausch-meinung von herrn schmidt werden - abgesehen von tollen tips zu anderen links - nur nebuloese aengste aufgeruehrt, null konkrete nachteile genannt. aber natuerlich kann niemand einen vorteil erkennen, der es nicht nutzt, und sagt sich dann: wozu ? bisher gings auch ohne ! ich selbst brauche es seit 3 jahren und habe hervorragende erfahrungen gemacht: hotels in USA nicht gebucht, weil sie in einer miesen gegend lagen (und umgekehrt), meinen frankreich-urlaub vorbereitet, nach geschaeften, parkplaetzen ausschau gehalten und sogar abends spaziergaenge durch fremde staedte gemacht. nein - wenn jeder an meinem haus vorbeispazieren darf, warum nicht auch ein fremder ? wenn nicht: bitte wie auf seite 3 dargestellt oder mit tuechern abhaengen oder ab unter die bettdecke!

  • HK
    Hejaro Kardox

    Na klar, ich würde mein Haus auch fotografiren lassen. Ich denke, wir sollten uns über anderen Dingen Gedanken machen und nicht über etwas was nicht so wichtig ist.

    MfG

  • A
    anonym

    Schon Ihre Überschrift ist unzutreffend - auch in anderen Ländern hat es heftige Diskussionen in diesem Zusammenhang gegeben, etwa in Kanada.

     

    So etwa ausgeführt in der Sendung des DLF gestern abend um 19.15: Zur Diskussion: Zwischen Privatspähre und Öffentlichkeit, der Streit um Google Street View

     

    http://www.dradio.de/aodflash/player.php?station=1&stream=1&/

  • A
    agtrier

    Gut so. Was in der Öffentlichkeit passiert ist eben erst einmal öffentlich - wenn jeder, dessen Haus irgendwo im Hintergrund meiner Schnappschüsse ist, ein "Recht auf das Bild seines Hauses" hätte, wäre das nur im Interesse der Abmahnanwälte.

     

    Und so einen Einblick in die Steuererklärung meines Bundestagsabgeordneten hätte ich bitte auch gerne - immerhin wird er schon von mir (als Steuerzahler) bezahlt, da möchte ich zumindest wissen, auf wessen Gehaltsliste er sonst noch steht.

     

    Ob das auch für Privatpersonen gelten muss .. nun, ich denke eher nicht. Aber in der Politik ist mehr Transparenz dringend von Nöten.

  • S
    Schroedingers

    "Prinzipiell ist die gesamte staatliche Tätigkeit öffentlich. Wer will, kann sich täglich den Posteingang des Bürgermeisters oder Ministers ansehen."

     

    - typischer Schreiberling Artiel heutzutage - ohne irgendwas zu hinterfragen, wird wiedergekaeut.

     

    Die "staatliche Taetigkeit" ist oeffentlich in Schweden -> damit aber nicht automatisch allerlei Privatdaten.

     

    "Wer will, kann..." -> muss sich aber hierzu immer noch persoenlich irgendwohin bemuehen, um Einblick zu kriegen, und zwar persoenlich.

     

    Die Google-Krake ermoeglich mittels globalem Zugriff auf solche Daten und im Zeitalter automatischer Bilderfassung und -Prozessierung vollkommen andere Dimensionen. Was Google nebenbei noch an Funknetz Daten abgreift, ist dabei ja noch gar nicht mal bedacht.

     

    Ich muss sagen, ich bin da sehr, sehr gerne deutscher Mentalitaet.

  • P
    Peterchen

    Naja, die Schweden sperren auch Leute für Zeichnungen ins Gefängnis - also nicht unbedingt die größten Vorbilder.

  • H
    Henrikx

    Ohne die "ewige" deutsche Debatte hätten wir längst Vorratsdatenspeicherung,inklusive Freigabe für die Unterhaltungsindustrie, ohne richterliche Genehmigung. Sperren statt löschen wäre auch Standard. Swift ist eh durch. RFID im Ausweis. Das Misstrauen kommt doch nicht von ungefähr...Auch "Datentechnisch" sind deutsche Politiker Dilettanten, auf die kein Verlass mehr ist.

  • T
    Toni

    Es ist sehr schade das die Medien uns einreden wollen das wir so "deutsch" wären. Ich und all die anderen 79, 5 Millionen Einwohner, die keinen Einspruch gegen SV erheben, sind halt doch etwas schwedischer als gedacht.

     

    Ich beurteile SV durchweg positiv.

  • M
    micha

    Diese Debatte hat hier vorallem die obere Mittel und Führungsschicht angestoßen, die Angst hat, ihre Häuser im Internet zu präsentieren.

    So wie die meisten Debatten in Deutschland mitllerweile von dieser Leuten angestoßen werden. Sie sind auch weit und breit die einzigen, die sehr erfolgreich Protestbewegungen ins Leben rufen (siehe Hamburg zur Bildungspolitik).

    Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man darüber lachen.

  • R
    Rod

    Die Schweden sind vollkommen im Recht. Nur Leute, die etwas zu verbergen haben müssen sich verstecken.

     

    Bei einem beruflich bedingten Umzug habe ich mich sehr über das alte Google Maps gefreut. Ich mußte über eine Entfernung von 700 km hinweg eine Wohnung suchen. Damals war Google Maps noch hoch aufgelöst, dass man recht viel erkennen konnte. Das war eine sehr große Hilfe.

     

    Man konnte z.B. erkennen, ob ein Wohnhaus zu nach an Bahnschienen oder einer Hauptstraße war, ob Supermärkte in der Nähe waren, welche Häuser in der Nachbarschaft stehen, ob es im Gebiet Spielplätze gibt oder ob das Haus direkt neben einem Jugendzentrum steht, wo es abends häufig laut ist. Weiterhin konnte ich den Fahrradweg zur Arbeit genau auskundschaften. So ist es mir gelungen über die Entfernung hinweg eine sehr gute Vorauswahl zu treffen, so dass ich nur ein einziges mal anreisen mußte - die Wohnung von innen anzuschauen und den Mietvertrag zu unterschreiben.

    Die Vorteile überwiegen also.

     

    Die offene Kultur in Schweden gefällt mir, es sind einfach ehrliche Leute. Man kann schnell herausfinden, ob der beim Klassentreffen dick auftragende alte Schulkamerad mit dem teuren Auto tatsächlich so viel verdient oder nur ein Hochstapler nach dem Motto "Leasing macht's möglich" ist.

     

    Wenn der Standortleiter und Vorstand herumjammert: "Sehr geehrte Mitarbeiter, unserer Firma geht es schlecht. Wir müssen ihre Schichtzulage kürzen." reicht in Schweden ein Blick ins Internet, um festzustellen, dass beide lügen und ihre Mitarbeiter auf die Mitleitstour betrügen wollen.

     

    Fazit: Nur wer was zu verbergen hat muss sich verstecken.

  • BH
    Björn Hens

    Das ist doch mal ein guter Ansatz. Wir lockern das Bankgeheimnis, Vermögen wird endlich richtig erfasst um richtig besteuert zu werden, Gated-Communities werden abgeschafft, hohe Mauern um Grundstücke ebenfalls, Spitzengehälter transparenter gemacht und private Shopping-Malls für Demonstrationen zugänglich gemacht, dann hat der Arme aus dem Sozialbau bestimmt auch nichts mehr dagegen, wenn der zukünftige Chef beim Bewerbungsgespräch alle privaten EInzelheiten inkl. Wohnhaus beim Bewerbungsgespräch als Bewertungsgrundlage heran zieht. ;) Aber solange es den Wohlhabenderen erlaubt bleibt, sich abzuschotten, sollten dies die Mittellosen auch dürfen.

  • C
    coolray

    die Schweden haben haben recht. Diese hysterische Diskussion wegen Google Earth ist typisch deutsch.

    Auf der einen Seite das Haus des Nachbarn, die Geschäfte oder Hotels, Parks u.s.w im Net anschaeun wollen, aber das eigene Haus ist Tabu. Auf der einen Seite alles sehen und wissen wollen , aber auf der anderen Seitew selber alles verstecken wollen.

    Und der Grund das Straftaten zunehmen würden weil Diebe die Häuser auspähen könnten sind lächerliche, weil im Net niemand etwas unbemerkt machen kann. Wenn irgendwo eingebrochen wird kann man genau nachvollziehen wer wann und wie oft dieses haus bei Google earth angeschaut hat. da ist das ate vor Ort ausspähen immer noch am sichersten..weil Google earth zwar die Fakten liefert wie das haus aussieht, aber nicht zu welchen Zeiten niemand im Haus ist.

    Also alles typische deutsche Hysterie bei allem was neu und unbekannt ist.!!!!

  • A
    Andy

    Jaja, typisch Deutschland. Alles wird erstmal tot geredet. Und jeder hat irgendeinen Senf dazu zu geben. Mich würde es nicht wundern wenn die Gegner bald nur noch mit einer Maske aus dem Haus gehen damit ja keine Sie erkennt. Ach ja, und die Autokennzeichen werden auch unkenntlich gemacht.