Widerstand gegen Ex-WASG-Chefin: Linkspartei liebt Lucy nicht
Die ehemalige Berliner WASG-Frontfrau Lucy Redler und vier weitere Trotzkisten sollen nicht Mitglied der Linken werden.
BERLIN taz Lucy Redler, bekennende Trotzkistin der Sozialistischen Alternative (SAV) und ehemalige Frontfrau der Berliner WASG, soll nicht Mitglied der Linkspartei werden dürfen. Gegen ihren Parteieintritt liegen mehrere Einsprüche vor, unter anderem der von Bundespartei-Vize Klaus Ernst. Er gehört wie Redler zu den Gründungsmitgliedern der ehemaligen WASG, die vor zwei Jahren mit der PDS zur Partei Die Linke fusionierte.
Die Satzung der Partei sieht vor, dass nach einer Eintrittserklärung bundesweit jedes Parteimitglied binnen sechs Wochen Einspruch einlegen kann. Diese Frist lief jetzt aus. Nun muss der zuständige Bezirksverband Neukölln entscheiden.
Redler, die 2006 an vorderster Front gegen die Fusion von WASG und PDS zur Linkspartei kämpfte und die Koalition mit der SPD in Berlin weiter kritisiert, hatte vor sechs Wochen beim rund 230 Mitglieder großen Bezirksverband Neukölln eine Eintrittserklärung abgegeben. Der dortige Chef Ruben Lehnert lehnte es mit Verweis "auf das laufende Verfahren" ab, den Widerstand gegen Redler zu kommentieren. "Im Laufe der nächsten Woche" wolle der zehnköpfige Bezirksvorstand tagen und über den Einspruch entscheiden. Diese Entscheidung können die Betroffenen binnen vier Wochen beim Landesschiedsgericht anfechten.
Linke-Vorstandsmitglied Klaus Ernst, der den Einspruch gegen Redler erhoben haben soll, lehnte gegenüber der taz jede Stellungnahme ab. Bezirkschef Lehnert bestätigte aber, dass sich die Bedenken nicht nur gegen Redler richten, sondern auch gegen Sascha Stanicic und weitere vier Mitglieder der trotzkistischen SAV. Redler selbst sieht in dem Einspruch den Versuch, Kritiker der Berliner Linkspartei, die derzeit mit der SPD koaliert, fernzuhalten. "Nicht meine Positionen stehen im Widerspruch zur Linken auf Bundesebene, sondern die Politik der Linken im rot-roten Senat", sagte Redler der taz und bezog sich auf das Milliardenpaket zur Rettung der Banken. Während die Linke im Bundestag jüngst gegen das Paket votierte, stimmte die Berliner Linke im Bundesrat dafür.
Berlins Linke-Chef Klaus Lederer hatte Redler kürzlich im taz-Interview parteischädigendes Verhalten vorgeworfen: Sie wolle jetzt einer Partei beitreten, "deren Entstehung sie bekämpft und deren Wahlchancen sie geschmälert hat". Lederer hatte aber deutlich gemacht, dass er sich nicht gegen Redlers Eintritt wende: "Ich halte die Auseinandersetzung aus."
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Nordkoreas Soldaten in Russland
Kim Jong Un liefert Kanonenfutter
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW