Widerstand gegen Demo: Leipzig nimmt Platz
Ein Bürgerbündnis will einen Aufmarsch von rechtsextremen "Nationalen Sozialisten" durch ein Leipziger Migrantenviertel verhindern. Das Bündnis rechnet mit bis zu 1000 Neonazis.
LEIPZIG epd | Ein Bündnis von Vereinen, Initiativen, Politikern und evangelischer Kirche hat zum Protest gegen eine für Sonnabend in Leipzig geplante Demonstration von Rechtsextremen aufgerufen. Ziel sei es, den von den "Nationalen Sozialisten" angekündigten Aufmarsch mit "buntem und gewaltfreiem Widerstand" zu verhindern, sagte der Sprecher des Bündnisses "17. Oktober", Stefan Kausch, am Donnerstag in Leipzig. Unter dem Motto "Leipzig nimmt Platz" seien alle Protestierenden zu friedlichen "Widersetzaktionen" aufgerufen.
Die für Sonnabend angemeldete Demonstration der Rechtsextremen unter dem Titel "Recht auf Zukunft" startet nach Angaben der Stadt am Leipziger S-Bahnhof Sellerhausen und soll durch den Osten der Messestadt bis ins Zentrum führen. Im Leipziger Osten leben stadtweit am meisten Migranten. Schon deshalb dürfe man die rechtsextreme Veranstaltung wegen des verbreiteten Rassismus und Antisemitismus nicht akzeptieren, so Kausch.
Die Polizei rechnet mit 300 bis 400 demonstrierenden Neonazis, sagte ein Sprecher in Leipzig. Das Bündnis rechnet Kauschs Angaben zufolge dagegen mit mindestens 500 und bis zu 1.000 Rechtsextremen. Die Beteiligung an Gegenveranstaltungen schätze er nach den Unterstützungsbekundungen als etwa doppelt so hoch ein, so Kausch. Insgesamt 750 Vereine, Initiativen und Privatpersonen hätten bisher den Aufruf im Internet unterzeichnet.
Zu den Unterstützern des Bündnisses zählen dabei den Angaben zufolge Vereine und Initiativen gegen Rechtsextremismus wie RAA und das Netzwerk für Demokratische Kultur. Unterzeichnet hätten auch Bundes- und Landespolitiker von SPD, Grünen und Linken, hieß es. Auch kirchliche Gruppen, Diakonie und Aktion Sühnezeichen haben sich angeschlossen.
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