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Wichtige Fragen offen

betr.: „Abendländische Urangst“ von Günther Dworek, taz vom 25. 9. 00

[...] Anstatt sich mit der CDU und der Ehe nach BGB zu beschäftigen und sich Konservativen anzubiedern, erwarte ich von schwulen Politikern eine gute und brauchbare Lösung und nicht das tumbe Abkupfern eines bestehenden Gesetzes unter Weglassen einiger „kritischer“ Punkte. Genauso wenig wie der CDU ist offenbar den Protagonisten der rot-grünen Homoehe das Herantasten an die Wirklichkeit gelungen. Es sind nach wie vor noch die wichtigsten Fragen offen:

Was passiert mit nicht homosexuellen oder nicht sexuell motivierten Partnerschaften? Wie belege ich als Homoeheanwärter meine Homosexualität? Wie verhindere ich durch das freiwillige Outen, dass ich künftigen Regierungen das Geschäft mit den rosa Listen abnehme?

Es interessiert mich nicht, wie schwulenfreundlich oder -feindlich die CDU ist. Mich interessiert vielmehr, warum ihr nicht wirklich gute und durchgreifende Lösungen gemeinsam mit anderen politischen Kräften angeht! [...] Das was ihr da macht, führt die Schwulen und Lesben in eine neuerliche gesellschaftliche Isolation; es bewirkt eine neue gesetzliche Stigmatisierung der Schwulen und eine erstmalige der Lesben; es bewirkt eine Entsolidarisierung mit anderen Eheunwilligen oder -fähigen; es ist für mich und andere aus der Schwulenbewegung ein unerträgliches Anbiedern an althergebrachte und antiquierte Bräuche, ohne die wir bisher ganz gut zurecht kamen. [...]

HERBERT RUSCHE, Frankfurt/Main

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