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LESERSERVICEWho's who für Flüchtlinge und Zuwanderer

Wer kümmert sich um wen? Wer ist wo zu erreichen? Wer gibt welche Zeitschrift heraus? Wer forscht über wen? Ein kleiner Wegweiser, zusammengestellt vom  ■ Berliner Institut für vergleichende Sozialforschung

Das Thema „Migration und Flucht“ hat die deutsche Nachkriegsgeschichte in verschiedenen Phasen nachhaltig bestimmt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war zunächst die Vertreibung und Flucht von etwa 15 Millionen Menschen aus Osteuropa nach West- und Ostdeutschland ausschlaggebend, danach die Flucht aus der DDR. Seit Mitte der fünfziger Jahre wurden „Gastarbeiter“ aus Südeuropa und aus der Türkei angeworben. In dieser Phase war die Zahl der Asylsuchenden gering, die erst in den siebziger Jahren stark anstieg. Nachdem 1973 die Bundesrepublik Deutschland einen Anwerbestopp für ausländische Arbeiter verfügte, wurde die Beantragung des politischen Asyls für viele Menschen aus Osteuropa und aus der Dritten Welt zur wichtigsten Form der Einwanderung.

Die unterschiedlichen Zuwanderungsphasen spiegeln sich in verschiedenen Behörden wider. Das Bundesarbeitsministerium – und die Ausländerbeauftragte, Lieselotte Funke – sind für ausländische Arbeiter zuständig, das Innenministerium für Flüchtlinge. Die soziale Versorgung von Flüchtlingen leisten private, gewerkschaftliche und kirchliche Wohlfahrtsverbände, die sich deswegen auch in die Flüchtlingspolitik einmischen. Das größte Flüchtlingshilfswerk ist das Deutsche Rote Kreuz, außerdem sind die Arbeiterwohlfahrt, die Caritas und das Diakonische Werk aktiv. Die Interessen von Asylsuchenden werden, anders als in England oder Frankreich, kaum von eigenen Exilorganisationen und Immigrantenverbänden übernommen; dagegen setzen sich Gruppen aus Kirchenkreisen und von Sozialarbeitern sowie lokale Flüchtlingsräte für Asylsuchende ein.

Aus dem Kreis von Fachleuten der Verbände sowie von Menschenrechtsorganisationen (amnesty international und terre des hommes) und regionalen Flüchtlingsräten wurde 1986 PRO ASYL (Neue Schlesingergasse 22, 6000 Frankfurt am Main1, Tel. 069/293160) als bundesweite Arbeitsgemeinschaft für Flüchtlinge gegründet. Bei PRO ASYL können Anschriften lokaler Initiativen angefragt werden. Die Adressen von Sozialdiensten sind von der Zentralen Dokumentationsstelle der Freien Wohlfahrtspflege für Flüchtlinge (ZDWF, Hans-Böckler-Str. 3, 5300 Bonn 3, Tel. 0228/462047) in einem Handbuch zusammengetragen worden. Bei der ZDWF werden zudem Urteile der Verwaltungsgerichte in Asylverfahren ausgewertet.

Die in Deutschland mit Zuwanderern befaßten Forschungsinstitutionen haben sich auf juristische Fragen des Asyls konzentriert. Erst seit Mitte der achtziger Jahre haben einzelne sozialwissenschaftliche Universitätsinstitute in Duisburg (Franz Nuscheler: Nirgendwo zu Hause, München 1988), München (Peter J. Opitz (Hg.): Das Weltflüchtlingsproblem, München 1988) und in Berlin (Abraham Ashkenasi (Hg.): Das weltweite Flüchtlingsproblem, Bremen 1988) das Thema aufgegriffen.

Am Berliner Institut für Vergleichende Sozialforschung (BIVS, Postfach 11 25, 1000 Berlin 30, Tel. 030/26230-84, –85, Fax: 030/2629503) wird derzeit die internationale Diskussion um Ethnizität und Migration ausgewertet (Blaschke/Germershausen (Hg.): Sozialwissenschaftliche Studien über das Weltflüchtlingsproblem, Berlin 1991). Ende 1991 erscheint ein Weltflüchtlingsbericht, ein Handbuch zu Fluchtursachen und Asyl, Bevölkerungsbewegungen und Entwicklungspolitik, in dem Daten und Materialien zu Migrations- und Fluchtbewegungen zusammengefaßt werden. Die Forschungen des Berliner Instituts im Flüchtlingsbereich werden von der Thyssen-Stiftung gefördert. Darüber hinaus werden der Zeitungsausschnittdienst Archiv: Migration, die Bibliographischen Informationen zu Ethnizität & Migration und das Jahrbuch für Vergleichende Sozialforschung herausgegeben.

Derzeit entsteht ein Forum für europäische Migrationsforschung, an dem unter anderem Forschungsinstitutionen in England (CRER, University of Warwick, GB-Coventry CV4 7AL), in Frankreich (CNRS, 59-61 rue Pouchet, F-75849 Paris 17) Österreich (Institut für Kultursoziologie, S.-Haffner-Gasse 18/IV, A-5020 Salzburg) und in der Schweiz (Soziologisches Institut, Rämistr. 69, CH-8001 Zürich) sowie die Zeitschrift MIGRATION – A European Journal of International Migration and Ethnic Relations (c/o BIVS) beteiligt sind.

In Westeuropa arbeiten zudem folgende Forschungsinstitute über Zuwanderer und Flüchtlinge: die konservative Forschungsgesellschaft für das Weltflüchtlingsproblem (AWR, Postfach 75, FL-9490 Vaduz) – Herausgeberin des AWR-Bulletin, das Internationale Friedensforschungsinstitut in Norwegen (PRIO, Fuglehauggate 11, N-0260 Oslo 2), das Zentrum für Einwanderungsforschung (Hus B, Plan 6, S-10691 Stockholm) und das Flüchtlingsforschungsprogramm der Universität Oxford (RSP, Dartington House, Little Clarendon Street, GB-Oxford OX1 2HH) – die das Journal of Refugees Studies und die Refugee Issues bearbeiten.

Zentrum der Flüchtlingsforschung sind aber die USA. Neben politischen Lobby-Organisationen für Flüchtlinge (die Flüchtlingspolitik-Gruppe, RPG, und das Flüchtlingskomitee, USCR, beide in Washington D.C.), gibt es das Zentrum für Immigrationspolitik und Flüchtlingshilfe (CIPRA, Georgetown University, Washington D.C. 20057) – Herausgeber des Hemispheric Migration Project Newsletter –, das Zentrum für Migrationsstudien (CMS, 209 Flagg Place, Staten Island, NY 10 304) – Herausgeber der renommierten International Migration Review –, die New School for Social Research in New York sowie in Kanada das Menschenrechtszentrum (HRC, University of Ottawa, 57, Louis Pasteur, Ottawa, Ontario K1N 6N5) – mit der bibliographischen Zeitschrift Human Rights Internet.

Bei den multistaatlichen Organisationen sind mit Arbeitsmigranten die 1951 gegründete Internationale Organisation für Migration befaßt (IOM, 17, route des Morillons, CH-1211 Genf 19), der 35 Länder angehören – Herausgeberin der Zeitschrift International Migration – und das Internationale Arbeitsamt (ILO, CH-1211 Genf 22). Die verläßlichsten Daten zur internationalen Arbeitsmigration sind die der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und ihrer Datenbank SOPEMI.

Durch die Genfer Flüchtlingskonvention von 1951 hat die UNO-Organisation UNHCR (Palais des Nations, CH-1211 Genf 10) das internationale Mandat für Flüchtlinge. Hohe Flüchtlingskommissarin der Vereinten Nationen ist derzeit die Japanerin Sadako Ogata. Das UNHCR vertreibt die Monatszeitschrift Refugees (kostenlos; eine deutsche Ausgabe erscheint sechsmal jährlich: UNHCR, Rheinallee 6, 5300 Bonn 2). Das UNHCR-Flüchtlingsdokumentationszentrum (CDR, 5-7 avenue de la Paix, CH-1202 Genf) gibt die bibliographische Zeitschrift Refugee Abstracts heraus.

Von den internationalen Nicht-Regierungsorganisationen ist das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK, 17, avenue de la paix, CH-1202 Genf, Schweiz) besonders einflußreich, zu dessen Mandat der Schutz der Zivilbevölkerung bei gewaltsamen Auseinandersetzungen gehört, und der Weltkirchenrat (WCC, Refugee Service, 150, route de Ferney, CH-1211 Genf 20), der das Bulletin Refugees, die Refugee Reports und Migration Today herausgibt. Die Europäische Konsultation für Flüchtlinge und Exil (ECRE, Bondway House, 3/9 Bondway, London SW8 1SJ) versucht, eine Koordinationsstelle der nationalen Nicht-Regierungsorganisationen, besonders der Wohlfahrtsverbände, aufzubauen. Einen detaillierten Überblick über die europäischen Flüchtlingshilfswerke gibt das ECRE-Handbuch (ECRE: Asylum in Europe, Amsterdam).

Zu den wichtigsten nationalen Flüchtlingsorganisationen gehört der Britische Flüchtlingsrat, die Spanische Kommission für Flüchtlingshilfe, in der Schweiz die Zentralstelle für Flüchtlingshilfe (SFH, Kinkelstrasse 2, CH-8006 Zürich, Schweiz, Tel. 1-3619640) und in Österreich das Kuratorium für Flüchtlingshilfe (Nibelungsgasse 1/1, A-1011 Wien).

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