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What's hot, what's notErniedrigte und ziemlich Beleidigte

■ Sollen alle, wirklich alle einen Oscar bekommen? Geschmack in und um Hollywood herum

Letztens lasen Sie, Leser, in dieser Zeitung einen ausgezeichnet klugen Artikel über „When We Were Kings“, Leon Gasts Dokumentarfilm über den Boxkampf zwischen Muhammad Ali und George Foreman, den letzterer verlor.

Leon Gast durfte nach den diesjährigen März-Zeremonien für dieses Werk einen Oscar in sein Tütchen packen und glaubte vermutlich, daß die Angelegenheit damit erledigt sei. Doch weil immer mal wieder Menschen geboren werden, bei denen sich an der Stelle, wo andere den Kopf zu sitzen haben, ein weiches Brötchen befindet, war es damit Pustekuchen.

Taylor Hackford, Regisseur von unter anderem „Die Geliebte des französischen Leutnants“ und „Dolores Claiborne“, hätte auch gern einen Oscar für seine Verdienste um den Film gehabt, so wie ich zum Beispiel auch gern die Millionen gehabt hätte, die mir in Anerkennung meiner besonderen Verdienste beim Schutz gefährdeter Plüschbären zustünden. Was aber genau seine angebliche Begründung ist, sollen Sie jetzt erfahren, und auch, wie häßlich man in Hollywood zueinander ist.

„Ich habe das Material für ,When We Were Kings‘ komplett geordnet, brachte grundlegendes neues Material ein und hätte sogar den final cut haben müssen.“ Die Regeln schreiben vor, daß in der Kategorie „Bester Dokumentarfilm“ maximal zwei Oscars vergeben werden dürfen. Der zweite „Kings“-Oscar ging jedoch an den Produzenten und Rechtsanwalt David Sonenberg, an welchem Taylor Hackford besonders den zweiten Beruf nicht tolerieren mag. Hackford, „ein hundsgemeiner, niederer Charakter“, so Sonenberg, möchte, daß die Regeln modifiziert werden – nicht etwa, weil er scharf auf einen Oscar wäre, aber nicht doch, ER wolle mit einem Präzedenzfall jungen Filmeinsteigern in der Zukunft Ungerechtigkeiten ersparen. (Auch ich würde, selbstverständlich, meine Millionen unverzüglich der taz stiften.) Die Academy hingegen lehnte es rundweg ab, sich mit solch eitlen Zwistigkeiten auch nur ansatzweise zu befassen.

Die Sonne scheint, auf der Terrasse des 2,6-Millionen-Dollar- Bungalows gegenüber sonnt sich eine unbekleidete Nachbarin (Krebsgefahr!), während ich nach gründlichem Betupfen mit Marken-Selbstbräuner (gesund und p. c. bräunen!) das Aussehen eines alternden Leoparden angenommen habe.

Was nicht so peinlich ist, wie es Präsident Clintons Reflexionen über die Popmusik sind. „Ich fühlte in meiner Jugend eine besondere Verwandtschaft zu Elvis Presley. Er war aus Mississippi. Er war ein armer weißer Junge. Sein Gesang war voller Seele. Er hatte meine Wurzeln.“ Clinton habe aber kein Berufsmusiker werden wollen, weil er nicht gern ganze Nächte in Clubs verbringe und tags auch nicht gern schlafe.

Das wiederum verstehen wir – wie auch die Freuden einer Scheidung. Demi Moore und Bruce Willis kosten dieselben derzeit aus, weil Bruce, der alte Schwerenöter, wohl seitlich turtelte. Passend dazu wartet der US-Kinosommer mit einer Flotte an Megabudget-Action-Schlachtschiffen auf: Rums auf Knall (Speed 2“), Saurier („The Lost World“) und häßliche Sträflinge („Con Air“). Auch Laura Ziskin, Präsidentin von Fox 2000 (einem Zweig der 20th Century Fox), beklagte den Mangel an romantischen Sommerkomödien für das erwachsene Kinopublikum. Was soll man schon von Sauriern, deo- resistenten Gummifledermäusen („Batman & Robin“) oder zu lütt gebauten Dampfern („Titanic“) lernen? Scheint das Image auch solide / irgendwer legt schon die Mine! Es grüßt

Anke Westphal

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