Wettbewerb zur Flugfeld-Zwischennutzung abgeschlossen: Eierlaufen in Tempelhof
Der Wettbewerb für die Zwischennutzungen auf dem Tempelhofer Flugfeld ist entschieden: 25 "Raumpioniere" dürfen viel Schnickschnack ausprobieren.
Besucher des ehemaligen Tempelhofer Flugfeldes können sich schon bald über neue Nutzungen auf dem Gelände freuen - oder auch ärgern. Nach einem Wettbewerbsverfahren der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung für die "Zwischen- und Pioniernutzung" der riesigen Grünfläche hat Senatsbaudirektorin Regula Lüscher samt Jury nun 25 Projekte - von über 100 eingereichten - ausgewählt. Diese sollen ab September auf "drei Pionierflächen" am Tempelhofer Damm, dem Columbiadamm und an der Neuköllner Oderstraße entstehen.
Die Spiel-, Sport-, Kultur- und Gartenprojekte können sich bis zur Internationalen Gartenbauausstellung 2017 dort ausbreiten. Gut laufende, qualitätvolle Zwischennutzungskonzepte, sagte Mathias Gille, Sprecher der Stadtentwicklungsverwaltung, hätten aber die Chance, in den weiteren Planungs- und Entwicklungsprozess des Flugfeldes nach 2017 miteinbezogen zu werden.
Im Mai dieses Jahres war das Flugfeld für die Öffentlichkeit geöffnet worden. Neben der Gartenbauausstellung sollen an den Rändern des Parks Wohn- und Gewerbebauten entstehen, die Mitte soll eine Grünfläche bleiben. Kritiker des Konzepts fordern, das gesamte Areal als Naturraum zu erhalten.
Viele "neue Qualitäten, soziale und kulturelle Ideen", wie es sich die Senatsbaubehörde bei der Auslobung versprochen hat, lassen sich unter den 25 Projekten der "Raumpioniere" nicht unbedingt ausmachen. Abgesehen von ein paar geplanten Initiativen wie eine hölzerne "Arche Metropolis" am Columbiadamm oder Landschaftsbau- und Lehrgärten sowie Umweltaktionen ist viel infantiles Schnickschnack von der Jury prämiert worden: eine Kartbahn mit elektronischen Rennautos, Drachenstationen, ein Jugger-Spielfeld, in dem ein Ei unter Knüppelschlägen in die gegnerische Hälfte getragen werden muss. Auch ein Kampfkunsttempel der Schaolin-Mönche soll entstehen.
Während Gille gegenüber der taz die gemischte Zwischennutzung als "sinnvoll" begrüßte, sieht Neuköllns Bezirksstadtrat für Gesundheit, Falko Liecke (CDU), die "Raumpioniere" skeptisch: "Das bringt den Standort nicht weiter." Er wünschte sich mehr wirtschaftliche Effekte. Nach Ansicht Gilles würde genau dies aber "an den Grundbedingungen Tempelhofs" rütteln. "Ein Tivoli soll das nicht werden, der öffentliche Raum und Charakter bleiben bestehen."
Für das Land Berlin ist das alles ziemlich billig. Alle Projektträger müssen sich selbst finanzieren. Danach werde über die "inhaltliche Konkretion" verhandelt, sagte Gerhard Steindorf von der Tempelhofer Entwicklungsgesellschaft. Für jene, die konkret werden können, soll es im September losgehen.
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