Werften: Blohm+Voss droht Verkauf
Thyssen Krupp führt Gespräche mit Interessenten im In- und Ausland. Betriebsrat sperrt sich gegen Trennung des zivilen vom militärischen Schiffbau.
Der Stahlkonzern Thyssen Krupp trägt sich mit dem Gedanken, die Hamburger Werft Blohm+Voss zu verkaufen. Wie der Konzern am Mittwoch bestätigte, führt er "national und international Gespräche", wie der strukturellen und konjunkturellen Krise im Schiffbau begegnet werden könne. Zum Inhalt der Gespräche wollte die Konzerntochter Thyssen Krupp Marine Systems (TKMS) nichts sagen.
Bekanntgemacht wurden die Gespräche von den Betriebsräten der drei Blohm+Voss-Teilfirmen, die sich mit maritimen Maschinenbau, der Schiffsreparatur und dem Schiffsneubau befassen. In ihrer Mitteilung an die Belegschaft sprechen die Betriebsräte von Hinweisen, "dass der Konzern eventuell Interesse hat, sich von dem zivilen Teil der TKMS zu trennen". Offizielle Informationen dazu habe es trotz regelmäßiger Nachfrage der Arbeitnehmer in den Mitbestimmungsgremien nicht gegeben.
Blohm+Voss ist 1877 gegründet worden und hat 1.700 Mitarbeiter. Seit 2005 gehört die Firma zusammen mit den Marineschiffbauern Nordseewerke Emden und Howaldtwerke Deutsche Werft (HDW) in Kiel zum Verbund der TKMS. Der Zusammenschluss war von der damaligen Bundesregierung unterstützt worden, die einen starken nationalen Werftenverbund für die Marine haben wollte.
"Wir sind sehr überrascht darüber, dass Hamburg verkauft werden soll", sagt Heino Bade von der Gewerkschaft IG Metall. Es sei völlig unklar was das für die TKMS-Standorte und den zivilen sowie den militärischen Bereich des Unternehmens bedeuten würde. Die Frage des nationalen Marineverbundes wäre durch so einen Verkauf direkt tangiert. "Wir erwarten dazu von der Bundesregierung eine Antwort", sagt Bade. Bisher gebe es dazu keine industriepolitische Position der Bundesregierung. Am Mittwoch war die Antwort nicht zu erhalten. Dagmar Wöhrl (CSU), die Koordinatorin der Bundesregierung für maritime Wirtschaft, weilte im Urlaub.
Der Betriebsrat sorgt sich, dass bei einem Verkauf von Blohm+Voss auch der Bau von Marineschiffen ins Ausland verlagert würde. "Politisch ist die Frage: Will man sich in die Hände ausländischer Investoren begeben", sagte Betriebsrat Michael Ehlert. Dabei hätte er nichts dagegen, wenn Thyssen Krupp durch einen anderen Eigentümer ersetzt würde. "Wenn sie jahrelang von jemandem den Investitionshahn zugedreht bekommen, dann laugen sie aus", sagte er. Die Arbeitnehmer und die IG Metall müssten sofort in die Gespräche eingebunden werden.
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