: Werder weiter rauschlos
Die Angst vor Zufriedenheit lähmt den Meister und führt nach dem 1:3 in Gladbach zu einem mäßigen Saisonstart
Mönchengladbach taz ■ Was den meisten Menschen ein liebes Lebensziel ist, gilt Fußballteams als teuflischer Feind: die Zufriedenheit. Klaus Allofs, Werders Sportdirektor, musste sich richtig überwinden, dieses Wort über die Lippen zu bringen. „Ich will ja gar nicht so weit gehen und sagen, dass ein bisschen Zufriedenheit da ist. Das wäre ja schlimm“, sagte er, auf der Suche nach den Gründen für die bislang wenig überzeugende Saison. Sicher hätte der Sportdirektor lieber über individuelle Fehler oder eine schlechte Tagesform diskutiert, aber er kam nicht umhin, den Eindruck in Worte zu fassen, den seine Mannschaft beim 1:3 im Mönchengladbacher Borussia-Park abgestrahlt hatte. Die Bremer Spieler wirkten langsamer, lustloser, einfach weniger wach und inspiriert. Der Rausch der vergangenen Saison ist vorbei, der Alltag ist zurück – eine neue Situation für das Team.
Zum Glück lassen sich da manche Techniken der vergangenen Saison auch in der gegenwärtigen Situation anwenden. Schaaf agierte bei seiner Analyse der schwachen Leistung ebenso kühl überlegt und sanft ironisch wie bei der Abwehr verfrühter Jubelarien im Frühjahr. „Es ist nicht viel, was wir falsch machen, es ist der entscheidende Meter, der fehlt“, sagte er. Jener Meter, den der Körper von alleine läuft, wenn die Leichtigkeit des Spiels wie im Meisterjahr alle Aktionen durchwirkt. Der Frage ob das Team zu satt sei wich Schaaf lächelnd aus. „Ich bin nicht zu satt“, antwortete er. „Und das werde ich der Mannschaft so rüberbringen.“
Nun hoffen Sie in Bremen, dass die Champions League einen neuen Zauber entfacht und die Motivationsprobleme aus der Bundesliga nicht am Dienstag mit zum Spiel nach Mailand reisen. „Wir schauen dort nicht so sehr auf das Ergebnis, wir wollen dort in erster Linie gut spielen“, kündigte Schaaf an. Vielleicht gelingt über diese Haltung ja der Weg zurück zur vergangenen Leichtigkeit. Daniel Theweleit