Werder vor dem Saisonstart: Gewitterwolken überm Stadion
■ Querelen um Basler nehmen kein Ende
Über Monate, gar Jahre scheint sich die Sommerpause der Fußball-Bundesliga zu erstrecken – zumindest für die Fans. Das gähnende Sommerloch wurde jedoch zur Begeisterung der Sportjournalisten und zum zunehmenden Überdruß der fußballinfizierten Bevölkerung mit dem Transfer-Hick-Hack um den Alt- und Neuborussen Heiko Herrlich (notdürftig) gestopft.
Kaum ist aber der „herrliche“ Transfer perfekt, reißt ein Interview zumindest die Anhänger von Werder Bremen aus der spielpausenbedingten Lethargie: Mario Basler hat gesprochen! Und wie! Zu seinem Vertrag mit Werder: „Ich sehe eigentlich nicht ein, daß ich mich hier noch fünf Jahre rumärgern muß...wenn sich hier nichts ändert, werde ich den Verein verlassen“. An Angeboten „von guten Klubs aus der Bundesliga und aus dem Ausland“ mangele es ihm nicht.
Was war geschehen? Konnte es der am letzten Spieltag der vergangenen Saison nach der vergeigten Meisterschaft zum „Vize-Mario“ mutierte Superstar etwa nicht verkraften, mal ein paar Tage nicht in Presse, Funk und Fernsehen omnipräsent zu sein? Es sei dahingestellt.
Aber als wenn die vorgeblichen Wechselgelüste nicht schon genug Leid und Unverständnis über die „Werder-Familie“ gebracht hätten, schockiert Basler den für seinen Faible für Ordnung und Disziplin bekannten „Neu-Otto“, Trainer Aad de Mos, mit der Aussage: „Ich hatte wegen der Operation nur acht Tage Urlaub – das ist katastrophal...jetzt werde ich mit Sicherheit den einen oder anderen Tag freimachen...“ Bremens Spielmacher fehlte übrigens „krankheitsbedingt“ (Willi Lemke) beim Donnerstags-Training – ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Dunkle Wolken brauen sich über dem Weserstadion zusammen. Daß der Blitz einschlägt, ist jedoch sehr unwahrscheinlich, denn Fakt ist: Der Spieler Basler ist für Bremen unersetzlich!
Einen weiteren Beweis dafür lieferte Super-Mario am Montag im Testspiel gegen Eintracht Braunschweig, als er, Sekunden auf dem Platz, bei einem Freistoß das Leder derart genial in die Maschen schlenzte, daß den, ob dieser Fußballkünste ungläubig staunenden Werder-Profis ihre eigenen spielerischen Unzulänglichkeiten brutal vor Augen geführt wurden.
Ob der Ballvirtuose Basler nun Sonderrechte bei Werder einfordern kann oder nicht, ob mit mysteriösen Laktatwerten argumentiert wird oder ob „Uns Mario“ gar auf seine Genuß-Zigarrettchen zu verzichten habe: alles nur Makulatur, denn wie sagte doch der Ur(alt)-BVBler „Addi“ Preißler: „Watt zählt, is aufm Platz“. MaSch
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