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Werder: Ende der Talfahrt

■ 0:2 gegen Kaiserslautern: Der Verein igelt sich ein

Zuerst die gute Nachricht. Werders Talfahrt ist beendet. Schlimmer kann es nicht mehr werden.

Nur noch offener. Warum die Mannschaft am Freitag abend so schlecht spielte, daß sie gegen den Deutschen Meister Kaiserlslautern erstmals in dieser Saison auf eigenem Platz eine verdiente Packung bezog, das mochte hinterher niemand erklären. Dafür gab es Beschwerden: „Ich habe die Fans nicht verstanden, die da gepfiffen haben“, sagte Rune Bratseth nach dem Spiel. „Wir haben uns heute doch bemüht.“

Das konnte auch nur ahnen, wer beim Umziehen der Mannschaft dabei war. Für die Zuschauer sah es so aus, als ob sich da eine gelangweilte Montagself 90 Minuten lang die Beine auf dem Rasen vertrat. Oliver Reck, fehlerlos, aber auch nicht oft ernsthaft geprüft, rehabilitierte sich als einziger kurz vor Schluß mit einer Glanzparade, nachdem Uwe Scherr allein aufs Tor marschiert war.

Bei Werder funktionierte nichts. Eine aufgeschreckte Abwehr um Rune Bratseth ließ sich von den technisch perfekten Pfälzern um Demir Hotic austricksen nach allen Regeln der Kunst. Mit effektiver Ökonomie im freien und geometrischer Eleganz im Paßspiel scheuchten Kuntz, Witeczek und der unermüdlich offensive Goldbaek die Bremer durch ihre eigene Hälfte. Bode, Votava und Bratseth bekamen die roten Teufel nicht in den Griff. Schlechtes Stellungsspiel, keine Manndeckung, und keine Nerven, denn das spärliche Publikum (nur 17.000 gegen den Deutschen Meister!) pfiff erbarmungslos jeden Fehler aus.

Im Mittelfeld: Tote Hose. Fehlpässe, Rückpässe, Querpässe, die üppig ausgestattete Spitze mit Allofs, Rufer und Neubarth versauerte vor dem Strafraum oder trat sich gegenseitig auf die Füße, wenn der Ball einmal hoch über die Außen in den Strafraum kam. Am gefährlichsten war Werder noch bei Ecken und Freistößen.

Kaiserslauterns Tore waren überfällig. Kurze Ecke von rechts in der 59. Minute, Flanke Goldbaek, und Hotic versenkt frei wie ein Vogel den Ball Im Netz. Der Elfmeter nach einem Foul von Eilts hatte Wumms für zwei Tore: Reck ohne Chance.

Seiner Mannschaft wollte Otto Rehhagel „keinen Vorwurf machen“. Sie habe sich redlich bemüht. „Wir haben jetzt 15 Punkte, da hat man sicher mehr von uns erwartet“, räumte der Trainer ein. Und während Rehhagel so sprach, wurden die ersten Dauerkarten für 100 Mark zum Verkauf angeboten. Von den Zuschauern wollte aber niemand eine haben. mad

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