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WerbungHandwerk schraubt am Image

Die Handwerkerschaft startet eine 55 Millionen Euro teure Imagekampagne. Fernseh- und Kinospots, Plakate und Anzeigen sollen den Ruf der Zünfte verbessern

Beim Haar darf die Frau im Handwerk mit anpacken Bild: PR

Gut, dass Geschichtsschreibung kein klassisches Handwerk ist. "Am Anfang waren Himmel und Erde. Den Rest haben wir gemacht", lautet einer der Slogans, mit denen das deutsche Handwerk sein Image aufpolieren will. Als "Wirtschaftsmacht von nebenan" wolle man sich präsentieren, sagte Michael Busch, Geschäftsführer der Bremer Handwerkskammer (HWK), gestern beim Start der bundesweiten Imagekampagne.

Ohne das Handwerk, so die Botschaft, lebten wir noch heute wie Neandertaler: Die Erfindung des Rads, der Pyramidenbau, die Erkundung des Mars - alles dem Handwerk zu verdanken. Das wird künftig im Fernsehen und Kino, auf Plakaten und in Zeitungen verkündet. Fünf Jahre wird die Kampagne laufen. 52 Millionen Euro lassen sich der Zentralverband des Deutschen Handwerks sowie 53 Handwerkskammern das kosten. Allein der Kinospot kostet 2,8 Millionen Euro.

Das Handwerk werde nicht nur unterschätzt, es gebe auch "ein Image-Problem im Handwerker selbst", sagt HWK-Präses Joachim Feldmann. Es fehle das Selbstbewusstsein. Abhilfe schaffen sollen da T-Shirts, Umhängetaschen und Aufkleber für die Wagenflotte. "Mit flotten Sprüchen", wie Feldmann findet. "Große Klappe, viel dahinter" aufs Wagenheck geklebt, soll künftig die Identifikation mit der eigenen Zunft erleichtern.

Nicht nur das Image bereitet der Handwerkerschaft Sorgen. Auch die Konkurrenz durch so genannte Ein-Euro-JobberInnen. "Die ist spürbar", sagt HWK-Geschäftsführer Busch. Immer mehr Aufträge würden an Beschäftigungsträger vergeben. Auch Arbeiten in öffentlichen Bauten wie Schulen oder Kindergärten. Beim Arbeitsressort spricht man indes von "einzelnen Grenzfällen". Nach den Regelungen gingen Aufträge nur an Beschäftigungsträger, wenn die Arbeiten zusätzlich seien, erklärt Hildegard Jansen vom Arbeitsressort. Also sonst nicht finanzier- oder durchführbar.

Für Malerarbeiten an Schulen etwa seien die Mittel begrenzt. Ein Anstrich außer der Reihe sei nur möglich, wenn ein Träger die Arbeiten mit öffentlich geförderten Beschäftigten wie Ein-Euro-JobberInnen übernehme. Dann zahlen die Schulen nur Material-, keine Lohnkosten. "Ich bin mir sicher, dass diese Aufträge sonst gar nicht vergeben werden könnten", sagt Jansen.

Ganz verstehen kann sie die Kritik der Handwerkerschaft allerdings nicht: Alle handwerklichen Arbeiten, die Beschäftigungsträger anbieten, seien mit der Handwerkskammer abgestimmt. Die stelle den Trägern eine Unbedenklichkeitsbescheinigung aus.

Dennoch soll das Angebot der öffentlich geförderten Beschäftigung transparenter werden, sagt Jansen. Künftig sollen Beschäftigungsträger und Handwerksbetriebe stärker kooperieren und Aufträge gemeinsam übernehmen können. Ein-Euro-JobberInnen könnten so auch direkt in Betrieben eingesetzt werden. Ein entsprechendes Programm planen Arbeitsressort, Handwerkskammer und Kreishandwerkerschaft derzeit. Start sei 2011.

Bei der Kreishandwerkerschaft verspricht man sich davon weniger Konkurrenz durch die Ein-Euro-JobberInnen. Aber auch eine bessere Qualifizierung der Langzeitarbeitslosen. Deren Jobchancen könnten steigen, wenn sie nicht bei einem Beschäftigungsträger, sondern in einem Handwerksbetrieb weitergebildet würden, glaubt Andreas Meyer, Geschäftsführer der Bremer Kreishandwerkerschaft. "Und qualifizierten Nachwuchs braucht das Handwerk", sagt er, "Pseudo-Ausbildungen bringen uns nichts".

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