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Archiv-Artikel

Werbetafeln pflastern ihren Weg

Weil die Ratspolitiker keinen anderen Ausweg aus der Finanzkrise sehen, sollen Sponsoren aus der Wirtschaft künftig die Rondelle der Kreisverkehre gestalten. Wer dort Blümchen pflanzt, darf als Gegenleistung Werbung in eigener Sache betreiben

VON Frank Überall

Die ungewohnte nachmittägliche Hitze scheint den Politikern im städtischen Bau- und Verkehrsausschuss gestern ein wenig zu Kopf gestiegen zu sein. Eine geschlagene Viertelstunde diskutieren sie ernsthaft und ergiebig über die Frage, ob Bürger und Firmen Patenschaften über Kreisverkehre übernehmen sollten. Nachdem das für Spielplätze, Bäume und Brunnen bereits mehr oder weniger erfolgreich eingeführt wurde, hat die Ratsmehrheit das jetzt auch für die Autokreisel beschlossen.

Die Lage ist nach Ansicht der Union schließlich mehr als ernst: Das Erscheinungsbild der kölschen Kreisverkehre müsse dringend verbessert werden. Das Innenleben der abgasgeschwängerten Rondelle soll nach Vorstellung der Christdemokraten vor allem grünpflegerisch aufgewertet werden. „Sponsorwillige stoßen bei der Stadtverwaltung bisher aber auf Hemmnisse“, wusste CDU-Frau Martha Kölzer zu berichten. Wer Blümchen pflanze, soll sich dann mit „kleinen Schildern“ werbend am Kreisverkehr verewigen können.

„Ich bezweifle, dass das Herz möglicher Sponsoren ausgerechnet für Kreisverkehre schlägt“, gab Götz Bacher (SPD) süffisant zu Protokoll. Trotzdem wolle er sich „dem Antrag nicht widersetzen“, weil auch er den beklagenswerten Zustand der Kreisverkehre bemerkt haben will. Wie die Reklameschildchen aber aussehen sollten, konnte dem Sozialdemokraten niemand erklären.

„Kreisverkehre verlangsamen doch den Verkehr“, meinte Ausschusschef Berti Waddey (Grüne) dazu: „Da haben die Autofahrer dann auch genug Zeit, selbst kleinere Sponsorenschilder zu lesen.“ Die FDP hielt das Paten-Ansinnen dagegen für Unsinn. „Da können wir ja auch gleich die Ampeln an Sponsoren übergeben, damit sie regelmäßig die Lämpchen auswechseln“, meinte Christtraut Kirchmeyer.

Gleichwohl hat die Stadtverwaltung nach dem mehrheitlichen Beschluss nun die Aufgabe, diesen auch umzusetzen. Nachdem mehrere „Spielplatz-Patenschaften“ tatsächlich funktionieren, scheint die Schwarz-Grün das „bürgerschaftliche Engagement“ nun massiv ausdehnen zu wollen. Bei Bäumen oder Brunnen hat das bislang allerdings nicht wie erhofft funktioniert.