Werbeclip von Hacker-Pschorr: Eine Mordsgaudi
Die Münchner Brauerei Hacker-Pschorr lädt zur „Spezltour“. Am Tatort des Olympia-Attentats von 1972 zeigt der PR-Clip fröhliche Biertrinker.
Eiskalt könnte auch der Schauer gewesen sein, der einigen Betrachtern beim Abspielen über den Rücken gelaufen ist: Die Tatorte des Mordes an Modedesigner Rudolph Moshammer und des Olympia-Attentats 1972 hat Hacker-Pschorr mit Bildern von fröhlichen Biertrinkern zusammengeschnitten.
„Die Geiseln hatten keine Chance“, referiert der ehemalige Polizeiarzt Josef Boiger vor den Teilnehmern der „Spezltour“ über die gescheiterte Befreiung des israelischen Olympiateams, das von einer palästinensischen Terrororganisation ermordet wurde. Die Schnittbilder dazu: ein Mann, der eine Bierflasche nach oben wirft und wieder auffängt, Menschen, die Bier trinken, die Sonne am Himmel.
Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern kritisiert Hacker-Pschorr scharf: „Antisemitischer Terror ist kein Biermotiv“, teilt die Leiterin Annette Seidel-Arpacı mit. „Diese Einbettung des Olympia-Attentats in eine bierselige Freizeitbeschäftigung ist würdelos und ein Schlag ins Gesicht der Überlebenden und Angehörigen. Es geht offensichtlich nicht um ein angemessenes Gedenken, sondern um Biervermarktung.“
Das Unternehmen nahm das Video, das der taz vorliegt, anschließend offline und entschuldigte sich: Wie die Orte im „Kontext mit einer fröhlichen Gruppe, die Bier trinkt“, wirkten, „haben wir im Vorfeld mit zu wenig Einfühlungsvermögen betrachtet“. Angekündigt wurde die Veranstaltung vorab übrigens als „Mordsgaudi“.
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