: Wer teilt was mit wem?
■ betr.: „Wir sind bereit zu teilen“ (Arbeitszeitverkürzung bei VW), taz vom 6.11.93
Alle reden von der Viertagewoche und von einschneidenden Lohnkürzungen. Das solidarische, großmütige Zugeständnis „Wir sind bereit zu teilen“, war zwar von den ArbeitnehmerInnen zu hören, nicht aber von Managern. An ein Teilen denken die natürlich nicht, denn sie werden ja ihrerseits keine Viertagewoche machen.
Wollen wir aber angesichts der sich verstärkenden Wirtschaftskrisen das sogenannte „Modell Deutschland“ retten, dann müssen wir umdenken. Solidarität heißt Verfolgung eines gemeinsamen Zieles. Heute, wo die Volkswirtschaft zu schrumpfen beginnt, werden ruinöse Verteilungskämpfe dieses Ziel verfehlen. Aus dieser Sackgasse führt nur Solidarität auf höherer Ebene. Solidarität in Selbstbeschränkung, wie sie auch ein Alexander Solschenizyn fordert. Soll sie ausgerechnet nur den kleinen Mann betreffen? Sie wird auch die Chefetagen und letztlich uns alle nicht aussparen. Prof. Dr. A. Bauer, Garmisch-P.
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