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Wer erbt, soll blechen

■ DIW empfiehlt: Vermögenssteuer abschaffen, Erbschaftssteuer erhöhen

Bonn/Berlin (dpa) –Für einen Wegfall der Vermögenssteuer sowie eine schärfere Besteuerung von Erbschaften und Schenkungen hat sich das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ausgesprochen. Im Bund-Länder- Streit über die vom Bundesverfassungsgericht erzwungene Reform im Rahmen des Jahressteuergesetzes 1997 folgt das Institut teilweise der Bundesregierung. Es fordert eine noch stärkere Orientierung der Immobilien an den Verkehrswerten durch weniger Abschläge und geringere Freibeträge bei gleichzeitiger Senkung der Steuersätze.

Jährlich würden rund 300 Milliarden Mark vererbt oder verschenkt. Als Basis für die Erbschaftssteuer komme nach Abzug eines gewissen Wertabschlags auf Immobilien- und Betriebsvermögen ein jährlicher Betrag von 100 Milliarden Mark in Betracht. Bei einem durchschnittlichen Steuersatz von zehn Prozent ergebe dies ein Steueraufkommen von zehn Milliarden Mark. Das sei mehr als die Einnahmen für die Länder aus der bisherigen Erbschaftssteuer von 3,6 Milliarden Mark und die private Vermögenssteuer von 5,5 Milliarden Mark zusammen.

Insgesamt kassieren die Länder aus der Vermögenssteuer (einschließlich der betrieblichen) derzeit gut neun Milliarden Mark. Bei dem von Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) betriebenen und von den Ländern abgelehnten vollen Wegfall dieser Steuer soll dagegen die Erbschaftssteuer laut Regierungsentwurf um 1,6 Milliarden Mark aufgestockt werden. Dadurch würden den Ländern gegenüber heute immer noch rund sieben Milliarden Mark fehlen.

Für eine Abschaffung der Vermögenssteuer sprechen laut DIW der hohe Verwaltungsaufwand der Erhebung und für Betriebe die ertragsunabhängige Besteuerung der Substanz.

Umstritten ist, ob durch die Vermögenssteuerpflicht der Grundsatz der Besteuerung nach der steuerlichen Leistungsfähigkeit eingehalten wird.

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