: Wer beerbt die Olsen Brothers?
Voriges Jahr gewannen sie als krasse Außenseiter den Grand Prix Eurovision: die Olsen Brothers aus Dänemark. Ihr Jahr ist jetzt vorbei, ihr Lied Fly On The Wings Of Love, eine Ode auf eine im Alter immer schöner werdende Frau, ein Evergreen.
In Kopenhagen findet der 46. Popwettbewerb (seit 1956 mit der Premiere in Lugano) der Eurovision statt. Die Veranstalter zelebrieren ihn als Event. Eigens für diesen Abend wurde das Parkstadion überdacht, um aus dem einstigen Chansonwettbewerb ein Volksfest zu machen: Dreißigtausend Zuschauer werden dort Platz finden. Selbst die Karten für die Generalprobe sind bereits seit Monaten ausverkauft.
23 Länder nehmen teil. Aussetzen müssen dieses Jahr die Schweiz, Österreich, Belgien, Zypern, Makedonien, Finnland und Rumänien. Die Abstiegs- und Aufstiegsregeln wurden Mitte April geändert: Berücksichtigt werden hierbei nicht mehr die Punkte der vergangenen fünf Jahre. Das war viel zu kompliziert.
Nun heißt es: Die sieben Länder mit dem schlechtesten Ergebnis müssen ein Jahr aussetzen – das könnte selbst Lettland oder Russland oder Dänemark treffen, die 2000 auf den ersten drei Plätzen lagen. Deutschland, Spanien, Frankreich und Großbritannien sind als größte Eurovisionszahler von dieser Regel ausgenommen.
Die TED-Nummern für die Abstimmung wird der ARD-Kommentator Peter Urban erst im Laufe des Abends bekannt geben. Nicht mehr jedes Land wird den TED vollständig zur Geltung bringen: Manche Eurovisionsmitglieder – wie Malta oder Griechenland – wollen auch Juryvoten zählen. Mindestens muss sich jede Wertung zur Hälfte aus TED-Stimmen zusammensetzen.
Apropos: Wäre das TED-System nicht seit 1998 vorgeschrieben, hätte vor drei Jahren die Israelin Dana International nicht gewonnen: Das Publikum hatte offenbar immer einen Sinn für die populärsten Songs.
Wer das Gros der 23 Performances sprachlich nicht unterscheiden kann (Wer hat Kroatisch gesungen? Wo war der estnische Beitrag?): Seit 1999 ist die Sprachregel auf Betreiben kleinerer Länder wie Dänemark, Österreich oder Sloweniens aufgehoben, nach der die Lieder in der Landessprache gesungen werden müssen. Die Folge: Dieses Jahr werden mindestens sechzehn Songs auf Englisch gegeben. Sogar Frankreich überlegt, in der Weltsprache des Pop zu singen: Die grande nation will nicht als letzter Exot gelten.
Die ARD wird den Grand Prix erstmals mit Sondersendungen einrahmen: Der Contest selbst beginnt um 21 Uhr – traditionell mit der Eurovisionsfanfare („Te Deum“ von Charpentier). Um 20.15 Uhr beginnt der NDR seine Übertragung vom Hamburger Spielbudenplatz, gleich vor dem alternativen Revuetheater „Tivoli“, Titel: Dänen lügen nicht. Mit dabei Matthias Reim, Joy Fleming, Michael Holm, Nicole, Ralph Siegel sowie die irische Gruppe „Riverdance“. Kurz vor dem Grand Prix gibt es traditionell das Wort zum Sonntag. Um Mitternacht, wenn die Erben der Olsen Brothers feststehen, geht die Feier in der ARD von der Reeperbahn weiter: Grand Prix Party.
Alle Songs des Abends sind auf einer CD versammelt: „Eurovision Song Contest“ 2001 (BMG). JAF
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