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Wer Schröder wählt, wählt Krieg Von Wiglaf Droste

„Sichere Heimat“ steht auf dem Wahlplakat in Wien, und man muß lachen: Werden zwei Idiotien zusammengespannt, annullieren sie sichgegenseitig. So denkt man, aber so ist es nicht: Mit der Doppelchimäre „Sicherheit & Heimat“ haben die österreichischen Nazis, die sich die „Freiheitlichen“ nennen, großen Erfolg und treiben das Land vor sich her – zumal die Konkurrenz dumm genug ist, diesen alten Quark breitzutreten und ebenfalls „Sicherheit & Heimat“ zu brabbeln. Wer sich von Nazis seine Inhalte diktieren läßt, kann nur verlieren und darf sich hinterher nicht mal beschweren.

So ist es kein Wunder, daß sich unter der „Sichere Heimat“-Parole ein Grinsen findet, festgezurrt im Kopf von Jörg Haider, dem Gleitcremegesicht, das schon jetzt penetrant immer und überall präsent ist.

Pausenlose Anwesenheit hat auch der deutsche Sozialdemokrat Gerhard Schröder zum höchsten und einzigen Prinzip erhoben. Großflächig walzt er sein Gesicht über ganze Zeitungsseiten aus und kommt einem unangenehm nah. „Ich bin bereit“, heißt der Text zum Gesicht, und meint auch genau das: Ich bin Gerhard Schröder, und das finde ich wichtig.

Schröders Melange aus Aufdringlichkeit, Zwanghaftigkeit und Flachheit eröffnet ganz neue Dimensionen politischen Ekels. Beinahe könnte man sich vorstellen, zum ersten Mal seit langem wieder wählen zu gehen und Helmut Kohl anzukreuzen – und sei es nur, um Gerhard Schröder nach Hause zu schicken, der sich dem Publikum und den Massenmedien in einer Weise an den Hals wirft, die ihn vollkommen erpreßbar macht: Schröder darf sich morgens in der Bild-Zeitung durchlesen, was er mittags kundzutun hat. Dem Mob hinterherlaufen und dabei behaupten, ihn anzuführen, das ist die Kriegskunst des Sozialdemokraten Gerhard Schröder, der auf diese Weise das Wort Gnadenschuß wieder ins Recht setzt. Lieber möchte man sich die Kugel geben, als sich von so einem dauernd belästigen zu lassen.

Da aber die Erlösung von Gerhard Schröder noch aussteht, kommt noch viel Erduldungsmasse hinzu, denn Schröder zieht Fliegen – die dann vom „politischen Wechsel“ schwärmen, womit sie sagen wollen, daß Kohls Triumph der Trostlosigkeit auf möglicherweise noch trostlosere Weise fortgeführt werden soll. Schröder ist in Beweisnot: Um zu demonstrieren, daß er mit ursprünglichen sozialdemokratischen Ideen nicht mehr das geringste zu schaffen hat, kann er Kohl spielend rechts überholen und würde, um den Max zu machen, auch einen Krieg anfangen. Nicht umsonst hat Gerhard Freys Nazipartei DVU ihren Mitgliedern anläßlich der Wahlen in Niedersachsen empfohlen, Schröder zu wählen – denn der setzt schließlich auf „Sicherheit & Heimat“.

Eine besonders hübsche Aufgabe fällt Schröders Fellow Travellers zu, den Grünen. Je überflüssiger sie politisch werden, desto erfolgreicher fühlen sie sich. Einst gegründet, weil auch Architekten und Zahnärzte hin und wieder vom Wunsch nach einem guten Gewissen bedrückt werden, haben sie sich nun Gerhard Schröder eingehandelt, frei nach Paul Celan: Saure Milch, wir trinken dich täglich.

Ich kann nicht sagen, daß ich ihnen das nicht gönnte.

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