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Wenn es sprachlich ein Problem gibt

Der Kassierer im Supermarkt an der Bülowstraße hat den jungen Mann mit der großen weißen Perlenkette und dem knallroten Trenchcoat nicht verstanden. Es geht irgendwie um Wechselgeld, und das auf Englisch. Er fragt ihn höflich, ob er es ihm auf Deutsch wiederholen könnte. Der Kunde wird wütend. Er würde doch die Sprache der Nazis nicht sprechen, schreit er in nun gut verständlichem Englisch. Aber er sei doch hier in Deutschland, antwortet ihm der Angestellte, der offensichtlich Englisch versteht, immer noch höflich. Der Kunde wiederholt ärgerlich, dass ihn diese Nazisprache nicht interessiere. Und er sich von Nazimethoden nicht einschüchtern lasse.

Nun wird der Kassierer, nicht viel älter als der Kunde, wütend. Er lasse sich doch nicht als Nazi beschimpfen. Er ruft den Abteilungsleiter, erklärt dem die Situation. Der packt die Ware des Kunden wortlos in den Einkaufskorb zurück, stellt ihn zur Seite und verabschiedet den Kunden mit einem freundlichen „Goodbye“.

Berlin-­Schöneberg

125.000 Ein­wohner*innen.

Auch ohne große Deutschkenntnisse und mit Englisch kommt man, wenn man nur will, in dem Ortsteil gut zurecht. Hat ja der prominente Parttime-Schöneberger David Bowie in den 70ern schließlich auch geschafft.

Der verlässt sichtlich irritiert und ohne Ware den Laden. An der Tür aber findet er sein Selbstbewusstsein wieder und verabschiedet sich mit einem lauten „Fuck you!“. Edith Kresta

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