: Wenn die Jungen mit Humor zurückschlagen
Als chronischer Morgenmuffel gibt es wenige Dinge, die ich um 7 Uhr morgens lustig finde – deshalb traf mich der Gag unvermutet. „Geh mir mal aus dem Stadtbild“, sagt der Sohn, als ich ihm in der morgendlichen Hektik im Weg herumstehe.
Als ich mich wieder gefangen habe und nachfragen kann, erklärt er mir geduldig, dass das in seinem neunten Jahrgang längst ein Meme (oder Running Gag, wie wir Älteren sagen) ist. Wenn einer sich im Unterricht verhaspelt: „Na, das trägt jetzt aber auch negativ zum Stadtbild bei.“ Zur Verteidigung der eigentlich ziemlich misslungenen Zeichnungen im Kunstunterricht: „Wenigstens wirken die positiv im Stadtbild.“
Vielleicht gibt es doch noch Hoffnung, denke ich leise vor mich hin kichernd. Wenn sich schon unter schwerstpubertierenden 14- bis 15-Jährigen an einem Gymnasium in der niedersächsischen Provinz, in einem Jahrgang, in dem – zumindest wenn man die Namensliste anschaut – gefühlt jeder zweite einen sogenannten Migrationshintergrund hat, mehr Humor tummelt als in allen Kommentarspalten der Republik.
Garbsen
59.900 Einwohner*innen,
ist eine Mittelstadt vor den Toren Hannovers. Sie entstand aus mehreren Dörfern, die in der Nazi- und der Nachkriegszeit zu einer Arbeiterschlafstadt mutierten.
Warten wir mal ab, was passiert, wenn die da raus sind und sich hauptberuflich ums Stadtbild und andere Dinge kümmern. Nadine Conti
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