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Wenn das grüne Herzlein schmerzt...

■ ...gibt's eine GAL-Mitgliederversammlung / Aber psssst, bitte nicht verraten

Sie wären so gerne unter sich geblieben. Kein Plakat, kein Hinweis, keine Einladung für die Presse. Nur ein einsames grünes Herz an der versteckt gelegenen Eingangstür ließ erahnen, wer sich an diesem Dienstagabend im Gymnasium St. Pauli versammelt hatte: Die Möchtegern-Wahlsieger von der GAL hatten zur klandestinen Mitgliederversammlung geladen. Der Grund: Herzschmerzen.

Genauer gesagt, eine nur noch schwer zu verhüllende Unruhe an der grünen Basis über die Wahlkampfkampagne der Partei. Dabei stand nicht einmal das für einen Teil der GAL-Bezirke ohnehin nur schwer zu ertragende ganzheitliche Herz-Symbol im Zentrum der Kritik, sondern die Art und Weise, wie der Landesvorstand diese Kampagne auf den Weg gebracht hatte.

Ohne ein einziges Konkurrenzangebot einzuholen, hatten Wahlkampfkommission und Landesvorstand die Herz-Kampagne bei der Agentur Andreas Eßer eingekauft. Und dies, ohne zu wissen, welche Kosten sich mit der Kampagne genau verbinden oder welche Werbeaktionen zu welchem Preis zu haben wären. Im Wahlkampftopf waren gerade mal 350.000 Mark plus weitere 70.000 Mark für die Bezirke. Große Überraschung dann bei den grünen Wahlkämpfern, als Andreas Eßer seinen Kostenplan vorlegte. Satte 920.000 Mark wollte er haben. O-Ton Landesvorstand: „Es erwies sich als problematisch, daß die für den Wahlkampf zur Verfügung stehenden Finanzmittel nicht schriftlich gegenüber der Agentur fixiert worden waren, da diese den Finanzrahmen offenbar nicht für verbindlich hielt.“

Nach einigem Hin und Her einigten sich Eßer und GAL schließlich auf 500.000 Mark, immer noch 150.000 Mark mehr als von der Basis genehmigt. 500.000 Mark, die nun allerdings nicht mehr für eine ganzheitliche Kampagne ausreichten, sondern nur noch für die 0815-Ware Plakate und Anzeigen. Schatzmeisterin Boehlich ein wenig traurig: „Wir haben alles gekippt, was originell war.“

Für einige GALlierInnen war das allerdings nicht genug. Sie forderten bei der Mitgliederversammlung zunächst, die Vorstandsmitglieder Peter Schaar und Sabine Boehlich abzuwählen, weil mit dem Vertragsabschluß „der finanzielle Ruin der Partei billigend in Kauf genommen und die Fraktion zum einzigen Machtzentrum“ werde.

Dieser Meinung mochte sich die Mehrheit der Parteimitglieder offenbar nicht anschließen. Eher schon der Einschätzung des Landesvorstands, daß beim Versuch, eine professionelle Werbekampagne aufzuziehen, nicht „besonders professionell“ vorgegangen zu sein. Einmütiger Beschluß der Versammlung: Der erhöhte Wahlkampfetat wird genehmigt, mit den Abläufen der Auftragsvergabe soll sich eine Kommission befassen. Nach der Wahl, versteht sich.

Uli Exner

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