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„Wen wundert’s?“ taz-LeserInnen diskutieren zum Thema RechtsradikalismusJetzt sind halt die Enkel dran

betr.: „Herzilein, du sollst kein Nazi sein“, taz vom 8. 8. 00

Titelt doch morgen „Nazilein, du sollst ein Herzi sein“. Das trifft dann genau die Lage nach dem Zweiten Weltkrieg, wo die größten Nazibonzen die weißesten „Persilscheine“ bekamen. Und ihre alten Posten!

Und jetzt sind halt die Enkel dran. Wen wundert’s?

AGNES GRIMM , Luttenwang

betr.: Rechtsextremismus und NPD-Verbot

[. . .] Solange beide großen Parteien der Ansicht sind, rechte Parolen aufgreifen zu müssen, um rechte Parteien unter fünf Prozent zu halten, so lange wird rechtes Gedankengut in weiten Teilen der Gesellschaft verbreitet sein. Es ist hart, aber wahr: Nicht umsonst freuten sich zeitweilig REP, DVU und NPD über Erfolge in der Sache, ohne sie selbst umgesetzt zu haben, weil SPD und CDU genau dies taten.

Erst wenn die großen Parteien auf „Stammtischmeinungen“ als Mittel der Politik verzichten, ist die Auseinandersetzung mit rechtem Gedankengut Erfolg versprechend.

JÖRG WILHELM , Wiesbaden

betr.: „Grundübel Teilnahmslosigkeit“ (Aktionen gegen Rechts), taz vom 8. 8. 00

Einspruch, Herr Diederichs, haben Sie sich schon mal gefragt, wo da in Branden-, Magde- oder Mecklenburg eigentlich die demonstrierenden Massen gegen rechts immer alle herkommen sollen?

Die schweigende, passive und mitunter zustimmende Mehrheit gibt es und nicht ohne Grund. Rechtsradikalismus ist keine Mode, sondern hat ziemlich klar erkennbare politische Ursachen. In den neuen Bundesländern zum Beispiel dient er als Ventil für jahrelang angestauten Frust, Arbeits- und Orientierungslosigkeit, keine Freizeit- und Zukunftsangebote, desolate Infrastrukturen und die allgegenwärtige Besserwisserei westdeutscher (auch grüner) Politiker über das, was mal DDR war. Letzendlich ist es abstoßender, aber erklärbarer Protest, der inzwischen wieder breiteste Bevölkerungsschichten durchzieht. Für Ihre Aufrufe, Herr Diederichs, gibt’s da mittlerweile schon gar nicht mehr genug Ohren.

Was ist jetzt zu tun? Es gibt da ein Schlüsselwort in diesem Zusammenhang: Geld! Ohne Geld können all die vielen Organisationen und Initiativen vor Ort nicht arbeiten. Ohne Geld gibt’s keine Ausbildungsplätze (für die Jungen) und Arbeitsplätze (für die Eltern). Geld kosten die Streetworker, die Jugendzentren, die Ausbildung der Polizei, die Aufklärungsarbeit vor allem an den Schulen. Bietet den jungen Leuten Wissen in attraktivster Form, auch über die NS-Zeit. Beschäftigt sie und gebt ihnen eine Zukunft, die sie verlieren könnten, wenn ihnen die Polizei auf die Finger klopft. Andererseits gilt:

1. Sehr wohl rechtsradikale Aufmärsche mit ihren eindeutig Menschen verachtenden Botschaften zu verbieten und durch konsequente und konzertierte Ermittlungsarbeit rechte organisatorische Strukturen auszutrocknen. (Der taz-Artikel über die erfolgreiche Arbeit in Schweden vom 7. 8. 00 zeigt doch, dass und wie es geht.)

2. Jedem Menschen die Gewissheit geben, dass sein zur Zeit bereits riskantes Engagement gegen rechts nicht im Sande versickert, weil polizeiliches Personal oder Wille fehlt.

BERND HAAK , München

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