Weltwährungsfonds: EU will Franzosen als IWF-Chef
Ex-Finanzminister Dominique Strauss-Kahn an die Spitze der internationalen Organisation. Vorgeschlagen hat ihn Präsident Sarkozy.
PARIS taz Der frühere französische Finanzminister Dominique Strauss-Kahn hat beste Chancen, neuer Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu werden. Die EU-Finanzminister verständigten sich am Dienstag, die Kandidatur Strauss-Kahns zu unterstützen. Das Amt wird traditionell von Europäern besetzt.
Strauss-Kahn ist 58, Wirtschaftsfachmann - und kommt mit seine Politikvorstellungen denen der deutschen Sozialdemokratie sehr nahe. Gegen die LiberalismuskritikerInnen in seiner Sozialistischen Partei, der PS, lobt "DSK" die "Chancen der Globalisierung", propagiert den "Sozialismus des Reellen" und hat als Finanzminister in den späten 90er-Jahren mehr Staatsbetriebe privatisiert als jeder seiner Amtsvorgänger.
Beim Fußvolk seiner Partei freilich ist Strauss-Kahn zuletzt zweimal abgeblitzt. 2005 hat er sich mit einer persönlichen DVD stark für die EU-Verfassung engagiert - die letztlich auch am "non" der PS-Basis gescheitert ist. 2006 wollte er Präsidentschaftskandidat der PS werden - und konnte sich nicht gegen Ségolène Royal durchsetzen.
Als IWF-Chef hat ihn Staatspräsident Nicolas Sarkozy vorgeschlagen, der damit die Kooptierungstaktik fortsetzt und der PS ihre prominentesten Köpfe abwirbt. Strauss-Kahn kommt aus Neuilly-sur-Seine, jener schicken Pariser Vorstadt, die jahrelang Sarkozy zum Bürgermeister hatte. Strauss-Kahn engagiert sich stark in der Vernetzung zwischen linker Regierung und französischen Unternehmern. So gründete er den "Cercle de lIndustrie", der die Interessen der französischen Industrie in Brüssel vertritt. In seine Zeit als Finanzminister von 1997 bis 1999 fällt die letzte längere Periode von Wirtschaftswachstum und sinkender Arbeitslosigkeit.
Aus der rechten Mehrheitspartei UMP ist Strauss-Kahn als "Mann von Kompetenz und Format" gelobt worden. Sollte Strauss-Kahn den Posten an der Spitze des IWF ab Oktober bekommen, ist er in fünf Jahren wieder frei. 2012 stehen in Frankreich erneut Präsidentschaftswahlen an. Da kann er sich mit seinem neuen internationalen Rang in Erinnerung bringen.
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