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WelternährungsgipfelG-8-Chefs im Hungerstreik

Die Führer der wichtigsten Industrienationen hatten mehr Einsatz gegen den Hunger versprochen. Jetzt will die UNO Ernst machen - und niemand kommt.

Keine Zeit, keine Lust, andere Termine: Der Welternährungsgipfel in Rom ist für die acht Mächtigsten nicht so attraktiv wie der Strandkorb in Heiligendamm 2007. Bild: ap

ROM/BERLIN taz/afp | In Abwesenheit der wichtigsten Politiker der Welt hat in Rom der UN-Welternährungsgipfel begonnen, um Maßnahmen gegen den weltweit zunehmenden Hunger zu beschließen. Zum Auftakt verabschiedete der Gipfel eine Abschlusserklärung, die die "Beendigung des Hungers in der Welt" als "strategisches Ziel" nennt. Doch enthält sie keine finanzielle oder zeitliche Festlegung.

Das Jahr 2025 als angedachter Fixpunkt wurde gestrichen. Die Halbierung der Zahl der Hungernden hatten die Mitglieder der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) zuletzt Mitte 2008 beschworen. Seitdem stieg die Zahl der chronisch hungernden Menschen von 850 Millionen auf über eine Milliarde. FAO-Chef Jacques Diouf forderte daher vor dem Gipfel "konkrete Zusagen" zur Erhöhung der Investitionen in die Landwirtschaft in armen Ländern von jährlich 8 auf 44 Milliarden Dollar. Auch dies steht nicht in der Gipfelerklärung.

Erst im Juli hatte der letzte G-8-Gipfel in Italien die Bekämpfung des Welthungers durch Förderung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft in Entwicklungsländern zur Priorität erklärt und die Erhöhung der Mittel dafür auf 20 Milliarden Dollar jährlich in drei Jahren versprochen. "Wir müssen sicherstellen, dass diese Verpflichtung eingelöst wird", sagte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso gestern.

Keiner der G-8-Staats- und Regierungschefs ist jedoch beim Gipfel - außer Gastgeber Silvio Berlusconi, der damit einem Gerichtstermin entgeht. Aus Deutschland kam Agrarministerin Ilse Aigner. Zahlreiche Redner nahmen Bezug auf die enttäuschende Beteiligung. Beifall erhielt Malis Staatschef Amadou Toumani Touré, als er rief: "Jedes Mal reisen wir mit einem Bauch voller Versprechungen ab, und beim nächsten Mal geht es von vorne los. Diejenigen, die Zusagen machen, sollen sie einhalten. Wenn sie sie nicht einhalten, sollen sie schweigen." Genau das haben die Chefs der reichen Industrienationen gestern getan.

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4 Kommentare

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  • MW
    Moses Wild

    Das Politiker pathologische Lügner sind, ist unter Psychoanalytikern ein alter Hut. Sobald Sie vor Publikum ihre Stimme erheben, Glauben sie selbst jedes Wort, daß ihren Mund verlässt. Doch bereits die gute alte Bibel wusste, an ihren Taten sollt ihr sie Erkennen. So gesehen, ist die zunehmende Tendenz basisdemokratische Volksentscheide herbei zu führen folgerichtig, ehrlich und human. Die Tage an welchen die Sancho Panzas ihre Don Quichottes vom Pferd stossen mehren sich. Besser; das einfache Volk ahnt zumindest was Hunger ist. Die Windmühlenkämpfer hoch zu Ross, schweben in ganz anderen Sphären. Warum also, sollten sie ihren Worten Taten folgen lassen. Sie genügen sich selbt. Die erforderelichen globalen Veränderungen zugunsten der Armen und Hungernden, werden vom Fußvolk erkämpft, nicht von den Reitern.

  • A
    asd

    kein mensch auf dieser welt müsste hungern.

     

    der technische und allgemeine fortschritt hat dieses problem schon längst gelöst.

    es ist einzig und allein eine verteilungsfrage, und wir wollen den hungernden halt nichts geben.

     

    davon mal abgesehen kann man all diese pseudo abkommen in die tonne treten.

    die uno handelt nicht imm sinne des wohles aller menschen, sondern im sinne unserer wirtschaft.

     

    keines der atommächte hat sich an die bedingungen aus dem atomwaffensperrvertrag gehalten, sanktioniert aber ärmere länder die dies dann auch nicht machen, nur mal als beispiel.

  • H
    Hauke

    So lange sich mit dem Hunger von Millionen von Menschen noch so viel Geld verdienen lässt...siehe Link

    http://www.freitag.de/politik/0946-fao-hunger-ackerland-spekulation

     

    wird sich auch bei den Staatschefs keine andere Meinung einstellen.

  • M
    marcel

    solange durch subventionen die märkte in den entwicklungsländern mit produkten aus eben jenen ländern überschwemmt werden ist jede "förderung der kleinbauern in den entwicklungsländern" nicht mehr als eine schlechte farce ...