Welt-Aids-Konferenz: Tu was. Aber was?
Zum Abschluss der Welt-Aids-Konferenz in Mexiko sind sich die Teilnehmer einig: Es muss nicht nur mehr Geld her, es muss auch klüger ausgegeben werden.
Berlin taz Übermäßige PR-Arbeit kann man der 17. Welt-Aids-Konferenz in Mexiko-Stadt nicht vorwerfen. "HIV-Experten betonen natürliches Bündnis zwischen der Antwort auf Aids und Bemühungen zum Ausbau primärer Gesundheitsversorgung und zur Stärkung der Gesundheitssysteme in armen Ländern" lautete der griffige Titel der Presseerklärung, mit dem die Konferenzorganisatoren ihren fünften Tag am Donnerstag zusammenfassten. Die Konferenz hat sich nach den Eröffnungsreden am vergangenen Sonntag zu einem Arbeitstreffen gemausert, auf dem die 22.000 Teilnehmer neben- und miteinander die verschiedenen Dimensionen des Umgangs mit HIV/Aids weltweit behandeln: staatliche Gesundheitsfürsorge, medizinische Forschung, Marketing von Pharmakonzernen, Bedürfnisse von HIV-Infizierten und Aidskranken. Allein im Forschungsbereich wurden 5.000 wissenschaftliche Beiträge vorgestellt.
Es ging weniger um neue Aufrufe als um eine schnellere Umsetzung dessen, was schon seit Jahren propagiert wird. Die Konferenz "findet in einem einmaligen Augenblick statt", sagte der Konferenzvorsitzende Pedro Cahn, eigentlich Krankenhauschef in Buenos Aires: "Ein Augenblick, in dem es breiten Konsens über die Dringlichkeit gibt, bis 2010 allgemein Zugang zu HIV-Prävention, Behandlung, Pflege und Unterstützung zu schaffen. Jetzt brauchen wir Aktionen aller Beteiligten."
"Mehr Geld" ist da nur der Beginn einer Antwort. Es muss auch sinnvoll ausgegeben werden. Dass 40 Prozent aller HIV-Neuinfektionen weltweit bei Jugendlichen in der Altersgruppe von 15 bis 24 Jahren auftreten, könnte bedeuten, dass die bewährten Präventionsprogramme bei dieser Zielgruppe nicht mehr so gut greifen, sagte Elisabet Fadul aus der Dominikanischen Republik: Man müsse die Jugendlichen in die Erarbeitung und Umsetzung effektiver Prävention einbinden.
Immer wieder wurde angemahnt, dass die Infizierten und Kranken als Teil der Lösung gesehen werden müssen, nicht als Teil des Problems - entgegen so manchen religiös angehauchten Anti-Aids-Programmen, die eine HIV-Infektion als Ergebnis persönlichen Fehlverhaltens interpretieren und die Inifizierten damit moralisch ins Abseits stellen.
Je stärker der Kampf gegen Aids wird, desto mehr ergeben sich daraus Reformanforderungen für Gesundheitssysteme insgesamt. Aus der Forderung "Aidsmedikamente für alle" müsse die Forderung "Gesundheit für alle" werden, sagte der US-Amerikaner Gregg Gonsalves aus dem südafrikanischen Kapstadt. Das sei ja schließlich auch die Motivation bei der Gründung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor dreißig Jahren gewesen: Gesundheit nicht als Privileg einer Minderheit, sondern als Menschenrecht eines jeden.
Gestern sollte die Konferenz mit einem Ausblick auf die nächste Welt-Aids-Konferenz in Wien 2010 zu Ende gehen. Die grüne Bundestagsabgeordnete Ute Koczy, die an der Konferenz teilnahm, wertete das Treffen in ihrer abschließenden Erklärung als Erfolg, von dem "viele wichtige Signale" ausgingen. "Von elementarer Bedeutung ist der Ausbau der Gesundheitssysteme in den Entwicklungsländern", erklärte sie weiter.
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