Wellensalat: Frequenz gesucht
■ DLF und Radio 107.1 wollen sich trennen
Jeden Morgen zwischen 8 und 10 Uhr und jeden Nachmittag von 14 bis 15.30 Uhr leidet eine kleine, aber lautstarke Minderheit der Bremer Radiohörer: die Deutschlandfunkhörer. Seit letztem Monat dudeln und zwitschert ihnen Radio 107.1 in die Ohren - zuzüglich Reklame für Dodenhof. Das ist das „lokale Fenster“, der Preis, den der DLF zahlen mußte, um in Bremen eine Frequenz zu bekommen. Die Wut unter den informationshungrigen DLF-Hörern ist so groß, daß gestern DLF-Intendant Ernst Ehlitz (Foto) persönlich an die Weser kam und vor die Presse trat.
Schuld an dem Bremer Wellensalat sind laut Ehlitz seine Amtsvorgänger, die seinerzeit an der „Auktion“ bei der Bremer Landesmedienanstalt teilgenommen haben. Jetzt sucht der DLF eine Ausweichfrequenz. Auf dieser ließe sich zwar nur mit weniger Leistung senden; aber selbst Esther Busch, Chefin von 107.1, findet: „Bremen total lokal am Horster Dreieck ist doch total uninteressant.“ Das Problem: Selbst wenn die Telekom eine solche Frequenz zur Verfügung stellen könnte, kann sie nicht einfach belegt, sondern muß neu ausgeschrieben werden. Und da wittern möglicherweise lokale Interessenten wie KPS oder Weserkurier Morgenluft.
Sicher scheint: Die Zwangsehe von DLF und 107.1 soll in beiderseitigem Einverständnis so schnell wie möglich aufgelöst werden. Der DLF-Intendant, der zur Enttäuschung der Journalisten überraschend friedfertig gegenüber der kommerziellen Laus in seinem Pelz auftrat, deutete im übrigen nur ganz dezent an, daß er ein zusätzliches Bremer Lokalradio für überflüssig hält: „Das Wichtige, was in Bremen passiert, hört man auch im DLF - bis an die Oder. Wir haben Beiträge über die Bremer Industrie, über Theaterpremieren, Interviews mit dem Bürgermeister und auch mit Senatoren.“ Darüberhinaus gebe es demnächst in Bremen sogar einen Freien Mitarbeiter in Diensten der Kölner Welle. BuS/Foto: Wolff
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