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Welcher Terminus wäre angemessener?

■ betr.: „Griffiger Begriff, liberale Stimme“ (Die deutsche Öffent lichkeit und der „Kinderschän der“), taz vom 25. 9. 96

[...] Ich stimme mit Dorothea Dieckmann überein, daß sich in diesem Zusammenhang der Verdacht aufdrängen mag, daß mittels Exekution des Strafrechts der mißbrauchende Straftäter zum Sündenbock der Verfehlungen aller gemacht und in die „Wüste“, also in den Knast, geschickt wird. Und ganz nach dem Motto „aus den Augen, aus dem Sinn“, verliert nach dem Ende eines jeden Prozesses die scheinbar sensibilisierte Öffentlichkeit alsbald das Interesse an den Sorgen und Nöten ihrer jüngsten Mitglieder – bis zum nächsten „Fall“!

Teile von Frau Dieckmanns Argumentation erscheinen allerdings fragwürdig. Ihre sprachwissenschaftlichen Hausaufgaben hat sie wohl gemacht, wenn sie den Begriff der Kinderschändung zunächst als sakral-archaisch (und damit als überholt?) identifiziert und ihn dann doch irgendwie – „zugegeben“ (sic!) – als „semantisch angemessen“ konstatiert, nicht ohne aber zuvor den Odem des „Nazi-Kampfbegriffs“ beschworen zu haben.

Welcher Terminus scheint denn bei der Auseinandersetzung mit gegen die wehrlosesten Mitglieder der Gesellschaft gerichteten Straftaten „angemessener“? „Kinderfreund“ in Anlehnung an die „korrekte“ Übersetzung des griechischen „Pädophilos“?

Es mag sein, daß nicht wenige solcher „Kinderfreunde“ zwanghaft handeln, aber ist das ein mildernder Umstand angesichts geplanten und vorsätzlichen Mißbrauchs? Wer sind die Opfer in den „Fällen“ Dutroux und Natalie Astner? Geht dem Sextourismus – nicht nur nach Fernost – etwa keine Planung voraus?

Frau Dieckmann sollte nicht versuchen, die Täter-Opfer- Grenze zwischen dem an Leib und Seele geschändeten Kind und dem vergewaltigenden Erwachsenen zu verwischen, indem sie den sexuellen Mißbrauch eines Kindes ins Transzendentale rückt und ihn als „oft nur einen furchtbaren symbolischen (sic!) Akt“ bezeichnet. Die Opfer eines solchen „Akts“ werden ihn gewiß als alles andere als „symbolisch“ empfunden haben! Patrick Callendar, Berlin

[...] Selbst wenn Herr Rasch sich in der Bild-Zeitung – welche für Euch wahrlich kein Maßstab sein sollte – prostituiert und davon spricht, daß sogenannte Triebtäter durch traumatische Kindheitserlebnisse „so“ werden – das ist doch gequirlte Scheiße! Wie oft kommt es denn dazu, daß ein Mensch ein Triebtäter vom Range eines Bartsch wird? Und wie oft werden Frauen und Kinder von Verwandten und Bekannten vergewaltigt? Behaltet das mal im Auge und im PC, sonst seid Ihr auch bald auf BZ-Niveau. [...] Kerstin Witt, Berlin

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