WAS MACHT EIGENTLICH ... der Flughafen Tempelhof? : Weiterleben in der S-Bahn
Von Untoten gibt es ziemlich klare Vorstellung. Sie haben lange, scharfe Eckzähne, sehen aus wie Christopher Lee oder, neueren Datums, wie Gary Oldman. Oder sie ziehen mit einer Laterne durch die Welt wie der alte Suffkopp Jack O’Lantern an Halloween. Oder kommen verwest und gar schröcklich daher wie in Zombie-Filmen, quellen aus der Erde und … brrr.
In Berlin aber, wo so vieles anders ist als im Rest der Welt, sieht natürlich auch ein Untoter ganz anders aus. Groß, sehr groß. Steinern. Und total verwaist. Denn der Flughafen Tempelhof, gestorben und begraben am 30. Oktober, ist gar nicht tot. Nicht überall. Die S-Bahn lässt ihn auf noch unbestimmte Zeit weiterleben. „Fahrgäste zum Flughafen Tempelhof steigen hier bitte um in die U6“, heißt es in der Ringbahn noch immer. Und leicht näselnd auch auf Englisch: „Passengers to Tempelhof Airport, please change here to the U6.“
Das soll auch erst mal so bleiben, versichert ein Sprecher der S-Bahn. Kostengründe sollen dafür verantwortlich sein. Denn für eine neue Ansage müsse man erst die entsprechende Software umstellen. Das passiere „von Zeit zu Zeit“, und wann es für alle Bahnen tatsächlich passiert ist, sei unklar. Auf jeden Fall soll es zu teuer sein, außer der Reihe umzustellen. Eine nette Sache für die ausländischen Touristen, die irgendwo gehört haben, dass es Tempelhof nicht mehr gibt und die überrascht aufgucken, wenn sie die Durchsage hören.
So lebt er also auf Schienen weiter, der Flughafen, der außerhalb der S-Bahn nur noch eine Brache mit ungeklärter Zukunft ist. Einen Professor van Helsing braucht es trotzdem nicht, sein untotes Dasein zu beenden. Die S-Bahn will ihm ja den Pflock ins Herz rammen und die Ansage ändern – irgendwann. Bis dahin bleibt die Ringbahn halt – eine Geisterbahn. STA FOTO: AP