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Weiteres Ränkespiel

■ Die Luft für Karadžić wird immer dünner, sein Rücktritt wahrscheinlicher

Belgrad/Pale (AFP/dpa/taz) – Der bosnische Serbenführer Radovan Karadžić hat seinen Kampf ums politische Überleben offensichtlich noch nicht völlig aufgegeben. Doch seine politische Zukunft hängt nur noch an einem seidenen Faden. Aus seinem Umfeld hieß es gestern, er sei unter gewissen Bedingungen zum Rücktritt bereit. Das bosnisch-serbische Parlament setzte gestern seine Beratungen über das Schicksal Karadžićs fort. Parlamentspräsident Momcilo Krajisnik sagte nach Angaben der serbischen Nachrichtenagentur SRNA, daß das Parlament bereits entschieden habe, „alle Hindernisse zu beseitigen“, die der Abhaltung der Wahlen in Bosnien am 14. September entgegenstünden.

Nach Angaben von Radio Belgrad soll Karadžić bereit sein, vom Amt des „Präsidenten“ der selbsternannten Serbischen Republik in Bosnien zurückzutreten. Das Radio berief sich auf das in Pale tagende Parlament. Karadžić wolle jedoch das Amt des Vorsitzenden der alleinregierenden Serbischen Demokratischen Partei (SDS) behalten. Er soll den serbischen Präsidenten Slobodan Milosević und den Chefkoordinator für die zivile Bosnien-Friedenshilfe, Carl Bildt, entsprechend informiert haben, meldete der Sender.

Der Verbleib Karadžićs an der Macht sei „nicht die grundlegende Frage“, sagte ein Vertreter der bosnisch-serbischen Führung, der namentlich nicht genannt werden wollte, in Pale. Es gehe vielmehr um „eindeutige Garantien“ für den Erhalt der „vitalen Interessen“ der Serbischen Republik in Bosnien. Der Serbenvertreter bestätigte damit einen ähnlich lautenden Bericht der serbischen Publikation VIP. Morgen beginnt vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag eine Anhörung über die Angeklagten Karadžić und dessen General Ratko Mladić.

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