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Weiter Wirbel um V–Leute–Prozeß

■ Ehemaliger Kripo–Chef Knocke kämpft gegen Disziplinarverfahren / Verteidiger werfen der Polizeidirektion massive Aktenmanipulation vor / Verteidiger und Mauss–Jäger Brehm entpuppt sich als Bordell–Besitzer

Aus Hannover Axel Kintzinger

Das Disziplinarverfahren gegen den ehemaligen Leiter der Burgdorfer Kriminalpolizei, Werner Knocke, schlägt zunehmend höhere Wellen. Während des bis in die Abendstunden dauernden sechsten Verhandlungstages haben die Knocke–Verteidiger Elmar Brehm und Barbara Klawitter der Polizeidirektion Hannover am Dienstag massive Manipulation prozeßwichtiger Akten vorgeworfen. Der ehemalige Kripo– Chef kämpft vor dem Verwaltungsgericht in Hannover - wie berichtet - gegen seine Entlassung aus dem Dienst. Es geht dabei um die Frage, ob und mit welchem Ergebnis Knocke verdeckt gegen untergebene Beamte ermittelte, die mit V–Leuten aus der Raub– und Bordellszene gemeinsame Sache gemacht haben sollen. Knocke berichtete von „Sex– und Alkoholorgien“ von Polizisten und V–Leuten in verschiedenen Bordellen. Im Rahmen des Strafverfahrens gegen Knocke wurden 1983 bei einer Hausdurchsuchung Akten beschlagnahmt, die Auskunft über die „Zusammenarbeit“ von Bordellwirten und der Polizei geben sollen. Während Polizei–Zeugen vor dem Verwaltungsgericht bislang aussagten, nur wenige Blätter bei der Durchsuchung gefunden zu haben, sprach der Angeklagte von 50–60 Seiten. Bei den vorliegenden Unterlagen entdeckten seine Rechtsanwälte erhebliche Ungereimtheiten. So gab es Unstimmigkeiten in der Seitenzählung, Akten waren nachträglich eingeführt worden, und selbst über den Zeitpunkt der Durchsuchung der Knocke–Räume fanden sich unterschiedliche Angaben. Auf Protest der Verteidiger hin wurden nun gestern Akten aus dem Landeskriminalamt, der Polizeidirektion und der Kripo–Außenstelle Burgdorf direkt in den Gerichtssaal geliefert. Für eine Überraschung in dem Verfahren sorgte der Zeuge Dietmar Hoppe, damals ermittelnder Polizist gegen Knocke und heute Kriminaldirektor in Hannover. Hoppe, tobte vor dem Verwaltungsgericht: „Ich lasse mich von einem notorischen Lügner und Betrüger und von einem Bordellwirt nicht in meiner Ehre antasten.“ Mit dem Bordellwirt war Elmar Brehm gemeint. Der durch seinen hartnäckigen Einsatz um den dubiosen Multiagenten Mauss bekannt gewordene Anwalt auf diesen Vorwurf hin: „Ich habe ein Bordell - na und?“ Unklar ist derzeit, wie die mit Brehm zusammenarbeitende Barbara Klawitter reagieren wird: Die Juristin ist häufig als Vertreterin von Vergewaltigungsopfern in Erscheinung getreten.

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