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Archiv-Artikel

Weinen mit Franz G.

St. Paulis Coach jammert über einen aufgeholten Rückstand und ein zu zehnt gerettetes 1:1 gegen Münster

Von FOG

Hamburg taz ■ St. Paulis-Trainer Franz Gerber ist kein Freund perfider Ausreden. Wenigstens sind es nicht Hitze, Gegner oder Schiedsrichter, die seinem Team nach einem Erfolg in der Regionalliga trachten. Vielmehr sei das Team qualitativ nicht gut genug, um in der Regionalliga bestehen zu können, betont der Übungsleiter gerne.

Dafür holte er sich in der vergangenen Woche einen Rüffel und ein paar Motivationstipps von Club-Präsident Corny Littmann ab. Der Grundkurs Motivation hat aber keine Wirkung hinterlassen. Lieber lamentiert Gerber weiter über zu geringe finanzielle Mittel. Selbst nach zwei Unentschieden gegen Teams, die zu Ende der Saison in der oberen Tabellenhälfte vermutet werden dürfen, wiederholt Gerber seine mißmutige Leier. „Wir sind noch nicht so weit und brauchen mindestens noch zwei neue Spieler.“ Nun sollen es nach den Verletzungen von Miletic (Muskelfaserriss) und Stanislawski (Innenband) aber dann „doch lieber vier sein“, wie Gerber betont. Dabei sind selbst zwei Neuverpflichtungen angesichts des weiterhin notwendigen Sparkurses nur möglich, wenn zusätzliches Geld durch Sponsoren eingenommen wird. Aber Gerber, der Freund (Paulick, Koch und Pothe) wie Feind (Demuth, Beutel) in den letzten Monaten überlebt hat, weiß genau wie er seine sportliche Machtfülle nach außen verkaufen kann. Spielt sein Team überraschend oben mit, ist es sein Verdienst (im Übrigen ein seit Jahren bei St. Pauli übliches wie übles Unterfangen). Wird es sportlich ein enttäuschendes Jahr sind die Rahmenbedingungen Schuld.

Das ist tatsächlich zum Heulen. Ein Trainer, der gesteht, nur mit gestandenen Spielern und Zweitligabedingungen erfolgreich sein zu können, ist schwer mit der von Fanseite entgegengebrachten Euphorie verträglich. Gefährlich vor allem dann, wenn Spieler wie Andreas Mayer schon Gerbers Entschuldigungen übernehmen: „Wir hatten eine ungünstige Vorbereitung.“ Immerhin ergänzt der Mittelfeldspieler „dass sich auf dieser Leistung gut aufbauen lässt. Es fehlt nur an guten Bällen in die Spitze.“ Dafür kann Gerber ja noch ein paar motivierte Spieler kaufen, die er schlecht jammern kann. FOG