Weihnachtsserie Digitale Spiele (2): Die dunkle Seite von Micky Maus

Im Disneyland wird's düster. Das Spiel "Micky Epic" zeigt die morbide Seite der bunten Disneywelt - eine virtuelle Hommage an Micky Maus und seine vergessenen Freunde.

Oberschurke bei der Arbeit: Micky Maus. Bild: disney

Wer den Namen Disney hört, denkt sofort an Maskottchen und Kultmaus Micky. Das wurmt vor allem einen: den in Vergessenheit geratenen Hasen Oswald. Nie gehört? Eben. Der drollige Hase ist Mickys Halbbruder und Cartoon-Vorgänger. Im Wii-Spiel "Micky Epic" erlebt der Stummfilmheld ein Comeback.

Das virtuelle Abenteuer ist nicht nur Oswalds erster Auftritt in einer Disney-Geschichte seit dem Abtritt der Rechte 1928, sondern zeigt auch viele andere alten Charaktere und Szenerien, die den meisten nur noch vage in Erinnerung geblieben sind. "Wir haben versucht, rund 80 Jahre Firmengeschichte in ein Spiel zu packen", sagt Warren Spector. Der Spielemacher und Erfinder von "Deus Ex" und "Thief" gilt als einer der kreativsten Designer der Branche. Und als Spezialist für spannende Spiele vor düsteren Kulissen.

So wirkt auch sein neues Game "Micky Epic" erstaunlich erwachsen, teilweise fast schon morbide. Schauplatz ist das Wasteland, die Welt der vergessenen Disney-Helden und Parkattraktionen. Hier scheint alles vertraut und bizarr zugleich. Wie das Gemäuer, das mit seinen Buntglasfenstern und abgerundeten Erkern erst auf den zweiten Blick als Dornröschenschloss zu identifizieren ist. Es ist wie alles im Wasteland stark verfremdet, eine dunkle Ruine, in der böse Kreaturen hausen.

Schuld an dem Schlamassel ist der Held und Namensgeber des Spiels. Der neugierige Micky Maus hat im Zauberlabor herumgespielt und so versehentlich Oswalds Welt zerstört. Also muss er stilecht Pinsel und Farbe zur Hand nehmen, sein Missgeschick wieder gut machen und das Böse vertreiben.

Während der Spieler den Wii-Controller schwenkt und schüttelt, hüpft Micky über Abgründe, meistert Geschicklichkeitspassagen und bekämpft Gegner. Zwischendurch verändert er die Umgebung, indem er mit dem Pinsel nützliche Gegenstände wie Brücken und Treppen malt oder Störendes wie Geröllhaufen mit Farbverdünner ausradiert. Das ist zwar auf Dauer etwas eintönig, aber eine schöne Idee und auch für weniger geübte Spieler einfach auszuführen.

Abwechslungsreicher als die Steuerung ist der Trip durch das Wasteland mit all den bekannten Kulissen und klassischen Figuren wie Rudi Ross und Klarabella Kuh. Besonders viel Nostalgie-Stimmung kommt in den Schwarz-Weiß-Levels auf, die auf den alten Cartoons der 30er Jahre beruhen.

Ob Reichtum oder Freunde, eigennützig oder hilfsbereit: je nachdem, wie man sich entscheidet und Micky handeln lässt, ändert sich der Verlauf des Spiels. Den Spieler vor die Wahl zu stellen und ihn mit entsprechenden Konsequenzen zu konfrontieren, gehört zu den Markenzeichen von Designer Warren Spector. Er ist langjähriger Disney-Fan und will Micky nun auch in der virtuellen Welt zum Helden machen: "Wir wollen ihm zu einer ebensolchen Karriere verhelfen, wie er sie auch in Filmen, Comics und Themenparks gemacht hat".

Ob das funktioniert und Micky ganze Spielereihen bekommt, bleibt offen. Aber der erste Schritt ist gemacht: nach vielen langweiligen Spielen ist "Micky Epic" das erste Game mit der Maus, das auch Erwachsene begeistern kann. Durch Mickys schönes Retro-Design, das Wiedersehen mit alten Cartoon-Stars und die schön inszenierte, nostalgische Welt, in der es so viel zu entdecken gibt.

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