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Weihnachtsinsel rebelliert

■ Kleine Pazifikinsel erklärt Australien den Wirtschaftskrieg / Streit um Entlassungen und Löhne in Phosphatmine

Canberra (dpa) - Die zu Australien gehörende Weihnachtsinsel, ein kleines Eiland im Indischen Ozean, hat der Regierung im fernen Canberra den „Wirtschaftskrieg“ erklärt. Die 550 Arbeiter der dort den einzigen Erwerbszweig darstellenden Phosphatmine sind in offene Rebellion gegen die Labor– Regierung getreten und haben die Ausfuhr des kostbaren Düngers gestoppt. Ein japanischer Frachter wurde am Montag das erste „Opfer“ des Ausstandes. Am 22. September soll die Mine völlig stillgelegt werden, denn fast die gesamte Belegschaft hat gekündigt. Führer der ungewöhnlichen Rebellion ist Gordon Bennet, Generalsekretär der lokalen Arbeitergewerkschaft. Er fordert von der Regierung die Wiedereinstellung von 150 vor kurzem entlassenen Minenarbeitern und Beschleunigung der Planungen alter nativer Wirtschaftszweige für die Weihnachtsinsel. Denn die Phosphatvorkommen, von deren Abbau die Insel seit der Jahrhundertwende lebte, werden in drei oder vier Jahren erschöpft sein. Dann ist das Eiland mit seinen derzeit 2.400 indisch– und malayischstämmigen Bewohnern zum wirtschaftlichen Sterben verurteilt. Im vorigen Monat hatten die Arbeiter der staatlichen „Phosphate Mining Corporation“, die die Mine betreibt, angeboten, eine 25prozentige Kürzung ihrer Löhne hinzunehmen, damit die 150 entlassenen Kumpel weiterbeschäftigt werden können, bis sich ihnen andere Jobs bieten. Davon wollten aber die Regierung von Ministerpräsident Robert Hawke und der australische Gewerkschaftsbund ACTU nichts wissen - es hätte möglicherweise ein unerwünschtes Beispiel für die Arbeitnehmerschaft auf dem Festland geliefert. Der für die australischen Territorien in Canberra zuständige Minister Gordon Scholes möchte die Jahresförderung von derzeit 1,2 Millionen Tonnen auf 800.000 Tonnen senken, um so die Lebensdauer der Phosphatmine wenigstens um weitere fünf Jahre zu verlängern. Der Personalabbau soll die Wirtschaftlichkeit verbessern. Zwar sind die Bewohner der Weihnachtsinsel inzwischen australische Staatsbürger geworden und die Entlassenen könnten aufs australische Festland übersiedeln. Doch als Asiaten ohne berufliche Qualifikationen versprechen sie sich dort keine Chance auf neue Arbeitsplätze. Kommt es jetzt zur Schließung der Mine, wie sie von Bennet angedroht worden ist, würde die Staatskasse etwa 68 Millionen DM an Einnahmen verlieren und außerdem noch fast acht Millionen DM an Arbeitslosenunterstützungen jährlich an die Weihnachtsinsulaner auszahlen müssen.

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