: Wehrdienst unattraktiv
■ Generalstabschef der Sowjetarmee Michail Moissejew beklagt steigende Zahl von Wehrdienstverweigerern
Moskau (dpa) - Eine steigende Zahl von Wehrdienstverweigerern hat der sowjetische Generalstabschef Michail Moissejew beklagt. In einem vom Parteiorgan „Prawda“ am Montag veröffentlichten Bericht kritisierte der Armeegeneral „zahlreiche junge Leute, die sich vor dem Wehrdienst drücken“.
Seien es 1985 noch landesweit 837 Wehrpflichtige gewesen, die nicht zum Einberufungstermin in ihren Standorten erschienen, seien es 1988 bereits 1 107 gewesen.
1989 seien 6 647 derartige Fälle registriert worden.
Moissejew machte für diese Entwicklung unter anderem „verstärkte nationalistische Erscheinungen in einer Reihe von Regionen“ und eine „Anti-Armeekampagne verschiedener unabhängiger Gruppen“ verantwortlich. „Leider üben hier nicht selten lokale Behörden Nachsicht oder zeigen sogar Unterstützung“, meinte der Generalstabschef.
So seien 1989 im Baltikum von 259 Personen, die nicht zur Einberufung erschienen, nur zwei verurteilt worden, in Transkaukasien sei es sogar nur einer von 1 146 gewesen.
„Machtorgane einer Reihe von Republiken haben gesetzeswidrige Akte verabschiedet, durch die junge Leute faktisch provoziert werden, vom Wehrdienst fernzubleiben oder zu desertieren“, sagte Moissejew weiter.
Der Oberste Sowjet in Vilnius hatte nach der Verabschiedung seiner Unabhängigkeitserklärung von Moskau junge Litauer aufgefordert, keinen Wehrdienst in der sowjetischen „Besatzungsarmee“ zu leisten.
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