■ Weg isser!: Stinkende Bilanz
Neulich wollte ich erstmalig fremdfahren, per geliehenem Auto. Ausgerechnet zu den Grünen! Recherchen für das Magazin Natur erforderten einen Besuch in der Bundesparteizentrale im abgelegenen Bornheim-Roisdorf, zehn Kilometer außerhalb von Bonn. Wie es schien, am Ende der Welt. Freund Uli wollte mir seinen Wagen überlassen – und sagte ganz kurzfristig ab. Mist, was nun? Bahn? Umsteigen hier, dort, Straßenbahn, welche, wo aussteigen? – Es war kein Problem. Allmählich lerne ich (wenn auch mit Mühen), daß auch Busse und Straßenbahnen, zumindest tagsüber, in sinnvollen Taktzeiten fahren, daß Anschlüsse oft passen. Die dauernde Klage der AutofahrerInnen, sie würden ja verzichten, wenn doch nur ..., und falls einmal..., und sie bekämen keine Bahn zur Arbeit ... Ob das nicht bisweilen Notlügen sind, Ausreden für Faulheit oder Ausdruck von schlichter Unwissenheit?
Niemand will auch wissen oder wahrhaben, was er/sie als AutomobilistIn an Dreck hinterläßt. Ich habe es mal nachgerechnet für meinen Ex-Lebensgefährten mit vier Rädern. 115.000 Kilometer in sieben Jahren, rund 8.000 Liter Diesel habe ich durch den Auspuff gejagt – das bedeutete für meinen alten Peugeot: über einen Zentner purer Ruß, rund 130 Kilo Stickoxide, 49 Kilo Kohlenwasserstoffe, 165 Kilo Kohlenmonoxid. Summa summarum fast eine halbe Tonne der übelsten Gifte für Klima und Lungen. Dazu habe ich durch meine Tritte aufs Gaspedal dafür gesorgt, daß sich die für den Laien unfaßbare Menge von rund 19.000 Kilogramm (nicht Gramm) des Treibhausgases Kohlendioxid gebildet hat. Des weiteren sind rund 100 Liter Öl Tröpfchen für Tröpfchen im Irgendwo geblieben. Weiterhin 100 Liter tief durchgeschwärztes Altöl und eine Menge Asbestteilchen vom Bremsabrieb der ersten Jahre. Und sicher noch einiges mehr ...
Wo mag das alles geblieben sein? In welchem Fluß, welchem Trinkwasser, welcher Lunge, welcher Blutbahn? Bernd Müllender
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